Die Titelseite des Blogs irritierte den ein oder anderen Leser. Sertao verkaufen? Was? Im letzten Teil der Serie heißt es langsam Abschied nehmen.
Hier geht es zu Teil II der Serie
Ich war, zumindest bis jetzt, relativ pragmatisch was mein Motorrad anging. Dafür habe ich wohl auch noch zu wenig mit der Maschine erlebt. Dennoch fiel es mir nicht leicht, mir eine Entscheidung abzuringen. Doch das ständige Pro und Contra nervte mich irgendwann selbst. Mir ist bewusst, dass es einem schon verdammt gut gehen muss, wenn man sich über so etwas Gedanken macht. Aber so ist es halt nunmal. Und jeder begeisterte Motorradfahrer wird mich sicherlich verstehen. Wer von solchen Luxusproblemen nichts hören will, sollte also besser nicht weiterlesen.

Eine meiner bevorzugten Strecken im Umfeld…
Der Stein, der alles ins Rollen brachte, war das leidige Thema Gewicht. Durch die Ungarn-Erfahrungen genährt und das Lesen zahlreicher Blogs, möchte ich mich dem möglichst leichten Reisen widmen. Sachen, die man im Urlaub nicht gebraucht hat zuhause wieder auszupacken nervt schon bei normalen Reisen. Beim begrenzten Enduro-Gepäck umso mehr. Die erste Idee war also: G 650 X-Challenge kaufen und für eine begrenzte Zeit parallel zur Sertao benutzen. Das sollte der Alltagstest sein. Nach einiger Zeit würde ich schon merken, welches Motorrad ich mehr schätze. Und dann sah ich wieder Fotos und Videos von der CCM GP 450 Adventure.
Seitdem drehen sich meine Gedanken um folgende Motorräder und folgende Möglichkeiten:
- Die konsequente aber teure Lösung: CCM GP 450
Die vernünftige teure Lösung: BMW F 800 GS o.ä.- Der mittelteure Mittelweg: Husqvarna 701 / KTM 690
- Der Mittelweg: G 650 X-Challenge
Die Vernunftlösung: alles bleibt wie es ist, mehr Geld für Reisen

Wenn einem im Zug mal wieder langweilig ist …
Ich konnte mir jedes Motorrad schön oder schlecht reden, weshalb mich Fakten auch nicht weiter brachten. Da Motorräder eh kein Vernunft-Thema sind, entschloss ich mich für die konsequente Lösung. Meine Sertao zu inserieren und, wenn sie verkauft ist, eine CCM GP 450 zu bestellen. Mit genug Platz und Geld würde ich sie sicherlich behalten. Ich bin mir aber fast sicher, dass die CCM zu viel genauso oder besser kann. Hätte ich eine größere GS wäre die Entscheidung wieder anders. Um komfortabel Kilometer hinter sich zu bringen, würde ich eine 1150 GS sicherlich behalten. Wenn ich eine hätte.
Ein weiteres Indiz für meine eigentlich schon getroffene Entscheidung: obwohl ich mir auch eine Husqvarna kaufen könnte, bemühe ich mich nicht wirklich um eine Probefahrt. Dafür gefällt sie mir nicht gut genug und ähnelt vom Profil her zu sehr der 650 X-Challenge. Auch die ist ein super Spaß-Moped. Aber eben keine Reise-Enduro. Mir gefallen die Rally-Umbauten zwar immer noch, aber Teile zusammenkratzen, montieren, eintragen lassen… all das kann sicherlich Spaß machen. Mir macht es aber momentan keinen Spaß. Daher ist die CCM, die „out-of-the-box“ alles mitbringt, die unangefochtene Siegerin dieses Vergleichs. Eigentlich.
Dank eines anregenden Gesprächs in der Werkstatt (danke Wolfgang!) rückten Dinge in den Vordergrund, die ich schon abgeklärt hatte. Ersatzteilversorgung. Aber dann fiel noch ein Wort. Langfristig. Denn meine Standard-Antwort „Es sind ja Acerbis, Marzocchi etc. Teile“ stimmt eben nur zum Teil. Denn wenn ich ausnahmsweise mal in Dimensionen von 10, 15, 20 Jahren denke, muss sich die CCM einfach der BMW-Ersatzteilversorgung geschlagen geben (obwohl die X-Challenge nach BMW-Maßstäben auch schlecht dran ist…). Das gleiche gilt für die Langzeitqualität. Der Rotax 650 muss hier niemandem mehr etwas beweisen. Auch der von mir gerne ignorierte Wiederverkaufswert geht auf das Konto der BMW. Der vielleicht entscheidende Punkt ist aber die Individualisierung. Das, was ich eigentlich als Stärke der CCM sehe, ist gleichzeitig ihre Schwäche: es gibt kaum Zubehör, da sie schon so komplett ist. Die X-Challenge dagegen lässt sich hier und da immer mal wieder optimieren. Unterm Strich kann man dabei genauso viel investieren, nur eben in Häppchen.
Zurück auf Start also? Oder steht die insgeheime Siegerin des Vergleichs schon fest? Wer mir bis hierhin gefolgt ist, wird mich langsam für unglaubwürdig halten, oder versteht mich ganz genau. Vielleicht drängt mich auch das Studentenleben mit unplanbarer Zukunft eben doch in (relativ gesehen) vernünftige Bahnen. Sicher ist im Moment nur eines: So sehr ich die Sertao mag, und so viel Spaß sie immer noch macht: im geplanten Urlaub im September sehe ich mich auf einer schwarzen Maschine mit ockerfarbenem Softgepäck. Oder auf dem sportlichsten 650er-Eintopf, den BMW je gebaut hat.