Haben drei Wochen ausgereicht, um mich wieder von Alukoffern zurück zum Softgepäck zu bringen? Nein, nicht wirklich. Aber wie schon an anderer Stelle erwähnt, kann man ja durchaus die Vorteile beider Systeme schätzen. Und für so Aktionen wie in Albanien hätte ich in Zukunft gerne doch „weiche Koffer“. Da meine Überwurf-Satteltaschen von Enduristan aber nicht so wirklich mit dem asymmetrisch gebauten Kofferträger der GS harmonieren, schaue ich mich hin und wieder nach Alternativen um. In diesem Jahr summierten sich drei (voneinander unabhängige) Begegnungen mit „Soft Panniers“ schließlich zu einem typischen Winter-/Motorrad-/Luxusproblem/Beschaffungsvorhaben. Es folgen nerdig-theoretische Gedanken. Vorab sei gesagt, dass der Beitrag aus urheberrechtlichen Gründen leider ohne Bilder der Taschen auskommen muss*, sie sind aber immer nur einen Klick entfernt. Versprochen. Vorab noch ein Hinweis: Es gibt hunderte weitere Softbag-Angebote, oft auch zum Überwerfen. Ich habe mich jedoch auf eine Auswahl „enduristischer“ oder „abenteuertauglicher“ Taschen beschränkt, die (mit oder ohne Halter) an meine Kofferträger passen.
*Pressebilder wären natürlich anfragbar, aber bis ich alle (weil alle oder gar keins) zusammengetragen habe, vergehen erfahrungsgemäß ein paar Wochen. Die werde ich ggf. nachreichen.

Kandidat 1: Shad TR 40
Die TR 40 Satteltaschen von Shad habe ich vor ein paar Monaten schon mal im Newsletter gesehen. Auf der EICMA sind sie mir wieder positiv aufgefallen, denn sie stechen unter dem sonst typischen Plastikkoffer- und Topcase-Portfolio des Herstellers deutlich hervor. Als Zulieferer fertigen sie aber beispielsweise auch Sitzbänke vieler BMWs. Die Satteltaschen sehen jedenfalls durchdacht, robust und modular aus und bieten einige interessante Features, sie lassen sich z. B. nicht nur fest am Träger sichern, sondern können dann auch nicht mehr geöffnet werden. Ernsthaften Diebstahlschutz bietet das natürlich nicht. Ein klassischer Rollverschluss und Verstellriemen sind bewährte Features, der Preis ist erstaunlich niedrig. Der Grund, warum die Shad-Taschen gleich wieder aus meiner Auswahl geflogen sind, liegt an der Befestigungsplatte. Auf den ersten Blick könnte das durchaus passen, wenn ich mir aber den Shad-eigenenen Kofferträger ansehe, scheint das nicht zu gehen. Schad(e), wäre sonst definitiv in der engeren Auswahl gewesen.
Volumen: 2 x 32 Liter (warum sie dann 40 heißen? Hmm…)
Zuladung: 2 x 10 Kilo
Eigengewicht: 7 Kilo
Extras: Außentaschen, Flaschenhalter, Innentasche, Grundplatte mit Schloss
Preis: 464,99 Euro, zzgl. Kofferträger (bei Polo)
Kandidat 2a: BMW Atacama Softgepäck
Das Atacama-Gepäcksystem war eines der erwähnten Auslöser, ich habe es bei einer Presseveranstaltung an einer R 1250 GS gesehen und fand das sehr cool. Später stieß ich dann auf diesen netten Blogartikel, der mir den Verdacht bestätigt hat. Die Atacama-Taschen werden für BMW von Mosko Moto hergestellt. Komischerweise ist es wohl schon länger auf dem Markt, wird von BMW aber in meiner Wahrnehmung nicht wirklich beworben (es hat nicht mal [mehr?] eine offizielle Seite), obwohl es ja perfekt zum Einsatzzweck einer GS passt. Apropos: Dieses System passt auch explizit für ältere Baureihen, z. B. zur luftgekühlten R 1200 GS oder der F 800 GS. Zum Satz gehört wohl auch eine Gepäckrolle, theoretisch kann man sich aber auch nur die Seitentaschen kaufen. Das Konzept entspricht den gleich erwähnten Backcountry-Taschen von Mosko Moto: Am Kofferträger wird eine Grundplatte montiert, auf welche die Tasche schnell ein- oder herausgeklickt wird. Neben einem Rollverschluss und Gurten zur Volumenanpassung gibt es auch hier ein modulares System, was das Anbringen vieler Zusatztaschen ermöglicht. Da ich schon durchaus Berührungspunkte (und Reiseerfahrungen) mit Mosko Moto-Produkten habe, bin ich grundsätzlich davon überzeugt. Für die BMW-Taschen dürfte qualitativ das selbe gelten, sie sind allerdings optisch etwas zurückhaltender. Das BMW-Branding ist für mich gleichzeitig ein Vor- und Nachteil. Allerdings ist es damit auch auf die Original-BMW-Kofferträger ausgelegt, die ja vor allem an der Auspuffseite „geknickt“ sind und auch ein anderes Befestigungssystem nutzen als mein Träger. Da das im Prinzip aber auch Touratech-Material ist, könnte das passen. Hier müsste ich noch weiter recherchieren, aber spätestens die eingeschränkte Verfügbarkeit und die mühsame Sucherei im Ersatzteilkatalog lässt mich aber sowieso in Richtung Original (siehe 2b) schielen. Preislich nimmt sich das eh nicht viel.
Volumen: 1 x 35 Liter, 1 x 25 Liter
Zuladung: 2 x 10 Kilo
Eigengewicht: ca. 4 Kilo (ohne Adapter für Kofferträger)
Extras: Grundplatte, Innentaschen, dazu passende Hecktasche, Halter für Kofferträger
Preis: ca. 600 Euro, zzgl. Adapter für Kofferträger (je ca. 130 Euro), in Summe wären es dann mit Mosko vergleichbare 860 Euro
Kandidat 2b: Mosko Moto Backcountry
Wie erwähnt ist das Mosko Moto Backcountry ein schon etwas länger bewährter Vertreter des Systems „Wackelfrei befestigtes Softgepäck durch die Verbindung mit einem Kofferträger“. Neben den bereits erwähnten Features und der spürbar hohen Qualität und Durchdachtheit der Taschen gefällt mir auch das Design sehr gut. Außerdem lassen sich bereits Zusatztaschen mitbestellen, die (optional) unterschiedliche Aufteilung passt gut zu asymmetrisch aufgebauten Kofferträgern und – mit der größte Vorteil: Die Taschen sind mit meinem (und im Prinzip fast jedem) Kofferträger kompatibel. Außerdem benötige ich keine weiteren Adapter oder sonstige Teile, die ich mir bei BMW zusammensuchen müsste. Die Backcountry-Bags sind also ein ganz heißer Kandidat. Ihre größten Nachteile sind der saftige Preis und die Tatsache, dass ich die Schnell-An-und-Abbau-Funktion eigentlich gar nicht benötige. Denke ich zumindest. Zumindest muss man die Taschen so nicht nachts am Motorrad lassen, wobei die Taschen auch abgeschlossen werden können. Bei Einkäufen oder anderen Situationen, in denen man das Motorrad aus den Augen lassen muss, hilft das (wie bei allen anderen Taschen hier) natürlich nicht. Das Gewicht geht noch in Ordnung, liegt aber mit dem Haltesystem gar nicht mehr soo weit von Alu-Koffern entfernt. Hmm. Wie die Taschen in natura an der luftgekühlten GS aussehen, sieht man in den älteren Videos von Bret Tkacs ganz gut. Bei BigRockMoto gibt es auch ein aktuelles Testvideo.
Nachtrag: Wer lesen kann, ist wie immer im Vorteil. Das Volumen der Taschen beträgt 30 und 21 Liter, die angegebenen 35 bzw. 25 Liter rechnen schon immer eine kleine Zusatztasche mit. Ich würde wohl in den sauren Apfel beißen und mir zumindest schon mal zwei Außentaschen mitbestellen.
Volumen: 1 x 30+5 Liter, 1 x 21+5 Liter, auch Sets mit 2 x 30 bzw. 2 x 25 Liter erhältlich
Zuladung: keine Angabe, hält sich aber eh keiner dran
Eigengewicht: ca. 4,5 Kilo
Extras: Innentaschen, Aufnahmepunkte für Zusatztaschen, Halter für Kofferträger
Preis: ab krummen 864 Euro, inklusive zwei Zusatztaschen 982 bzw. 1100 Euro
Kandidat 3: SW-Motech SysBag WP L
Mit diesem Produkt komme ich von Taschen mit fester Grundplatte zu Weichgepäck ohne Grundplatte. Die sind dann nicht mehr mit einem Handgriff entnehmbar, aber dafür weitgehened unabhängig von irgendwelchen Kofferträgern. Im Prinzip reicht mir das. Die SysBag Taschen bieten trotzdem beide Optionen, die Grundplatte macht es aber teurer und zwängt einem den komisch geformten SW-Motech-Kofferträger auf. Für alle, die schon Alukoffer von SW-Motech nutzen ist das selbstverständlich ein großer Vorteil und ich finde es super, dass SW-Motech hier für alle eine (im wahrsten Sinne des Wortes) passende Lösung anbietet. Mit anderen Gepäckstücken der Marke habe ich schon einige sehr gute Erfahrungen gemacht, doch mir persönlich gefallen die anderen Taschen einfach besser. Objektive Vorteile wären aber das sehr niedrige Gewicht und die Möglichkeit für Zusatztaschen. Außerdem gibt es wieder eine entnehmbare Innentasche und kleinere Fächer. Ein starkes Argument ist auch der günstigste Preis in diesem Umfeld. Die Taschen gibt es auch noch in kleineren Versionen, was aber nicht zu der restlichen Auswahl (und zum Einsatzzweck) passt.
Volumen: 27 bis 40 Liter
Zuladung: keine Angabe
Eigengewicht: ca. 2,9 Kilo (ohne Adapter und ohne Kofferträger)
Extras: Innentaschen, MOLLE-Schlaufen für Zusatztaschen, optional Halter für Kofferträger
Preis: in meinem Fall 440 Euro (220 Euro pro Tasche, mit Adapter 280 Euro pro Tasche, als Set mit Kofferträger 820 Euro)
Kandidat 4: Enduristan Monsoon Evo
Wenig überraschend, dass ich mir auch das Angebot bei Enduristan angeschaut habe. Allerdings haben mir die klobigen Monsoon-Satteltaschen früher nicht unbedingt gefallen. Bei den Monsoon Evos sieht das etwas anders aus, denn sie sind nicht mehr mit einem Gurt verbunden und eher für Kofferträger gedacht. Dass sie qualitativ etwas taugen, ist dank meiner Erfahrungen mit meinen Blizzard-Satteltaschen aus dem gleichen Haus keine Frage. Die Monsoon Evo kommen komplett ohne Befestigungsplatte aus, bieten dank Kunststoffverstärkungen aber dennoch eine gewisse Stabilität. Außerdem gibt’s zwei Halterungen für das Einhängen an so gut wie jeden Kofferträger mit den üblichen 18 Millimeter Rohrdurchmesser, wodurch die Monsoon Evo konzeptionell nochmal zwischen rein zu verschlaufenden Taschen und den Taschen mit Grundplatte sitzen. Ein Gurtschloss kann zusätzlich angebracht werden um Gelegenheitsdiebe zumindest abzuschrecken, auch am Halter kann ein Schloss angebracht werden. Wie alle Enduristan-Produkte gibt es auch hier die Möglichkeit, Zusatztaschen oder Flaschenhalter anzubringen. Was aber auch für alle Produkte der Schweizer Firma gilt: Die Preise sind relativ hoch. Dafür sind die beiden verfügbaren Taschen (24 und 34 Liter) sehr leicht, die kleinere Tasche ist auch hier wieder gut für die Auspuffseite geeignet. Das Design (ok, eigentlich ein Randaspekt) ist im Vergleich zu den Backcountrys von Mosko Moto deutlich unspektakulärer. Anders gesagt: Auf den ersten Blick haben sie mir nicht wirklich gefallen. Aber da ich schon zwei Zusatztaschen von Enduristan habe, die Blizzard-Taschen sehr gern mag und das Gewicht unschlagbar gering ist, sind die Monsoon Evos trotzdem ein ganz heißer Kandidat. Und mittlerweile gefallen sie mir auch äußerlich ganz gut. Bewegtbild-Eindrücke an einer R 1250 GS (immerhin) gibt es zum Beispiel hier.
Volumen: 24 bzw. 34 Liter
Zuladung: keine Angabe, hält sich aber eh keiner dran
Eigengewicht: 2,55 Kilo (Größe S) bzw. 2,75 Kilo (Größe L)
Extras: Schlaufen und Gurte für Zusatztaschen, Halter für Kofferträger (abschließbar)
Preis: 320 bzw. 340 Euro (S/L), in meinem Fall also 660 Euro
Kandidat 5: Kriega OS-32 und -22
Auch Kriega-Produkte hatte ich schon länger auf dem Schirm, nicht zuletzt weil ich meinen kleinen Kriega-Rucksack sehr gut finde. Die OS-Soft Panniers bieten mehrere Optionen, lassen sich entweder über die Sitzbank werfen oder mit einem separaten Halter an Kofferträgern anbringen, was den Preis aber ziemlich nach oben treibt. Dafür kann dieser Halter auch andere Taschen oder Ersatzkanister aufnehmen, was alle bisher gezeigten Halteplatten nicht können. Die Taschen selbst wirken durchdacht und robust, bieten natürlich auch wieder Anknüpfpunkte für weitere Taschen und wie viele der hier vorgestellten Hersteller genießt Kriega einen sehr guten Ruf. Trotzdem taugen mir die Taschen der anderen Hersteller insgesamt etwas besser, zumal der Preis mit den Halterungen ganz schön hochgeht und ich die größere Flexiblität der Kriega-Halteplatte ehrlich gesagt nicht bräuchte. In der Preisklasse über 800 Euro wäre ich dann eher bei Mosko Moto, die auch ein wenig mehr Volumen bieten.
Volumen: 22 und 32 Liter
Zuladung: keine Angabe
Eigengewicht: 2,6 Kilo je Tasche (zzgl. Halter weitere 1,2 Kilo)
Extras: Montagemöglichkeit für Zusatztaschen, auch für anderes Zubehör verwendbarer Halter für Kofferträger
Preis: 289 bzw. 265 Euro (32/22 Liter), zzgl. 2 x 139 Euro für den Halter, also 832 Euro
Kandidat 6: Givi GRT709 Canyon
Eine interessante Alternative kommt von Andreas aus dem Kommentarbereich: Die Canyon-Softbags von Givi. Auch hier gibt es zwei Taschen, die mithilfe eines (an so gut wie allen Kofferträgern montierbaren) Kunststoffhalters schnell und stabil am Motorrad befestigt werden. Dieser Halter selbst ist keine Augenweide, aber das trifft auf alle anderen genauso zu. Auch hier können die Taschen am Träger abgeschlossen werden. Die Taschen selbst wirken mit Rollverschluss, Molle-Schlaufensystem und je einer großen Außentasche ähnlich durchdacht wie das System von Mosko Moto. Neben der Version mit 35 Liter gibt es auch noch ein Paar mit 25 Liter, was mir jedoch zu klein wäre. Untereinander scheinen die paarweise verkauften Taschen jedoch nicht kombinierbar zu sein, was besonders für die Auspuffseite praktisch wäre. Trotzdem: Für einen Preis von rund 600 Euro sind die Givi-Taschen das günstigste Angebot für alle, die ihre Taschen mit einem Halter und nicht mit einzelnen Schlaufen am Kofferträger befestigen wollen. Die Shad-Taschen sind zwar noch günstiger, aber längst nicht so kompatibel wie das Givi-System. Einen interessanten Vergleich zu Mosko Moto habe ich bei der Recherche auch noch entdeckt.
Volumen: 2 x 35 oder 2 x 25 Liter
Zuladung: 5 Kilo
Eigengewicht: nicht komplett vertrauenswürdigen Amazon-Daten nach: 2,72 Kilo (vermutlich je Tasche)
Extras: Montagemöglichkeit für Zusatztaschen, Halter für Kofferträger (abschließbar), Innentasche
Preis: je nach Angebot zwischen 500 und 660 Euro
Kandidat 7: Adventure Spec Magadan Panniers
Ein mir eigentlich schon lange bekannter Klassiker, den ich hier trotzdem zunächst vergessen hatte. Die Magadan Panniers von Adventure Spec sind (so sagt man) vom oder zumindest unter Mitarbeit des in G 650 X-Kreisen noch bekannten und diverse Male nach Sibirien aufgebrochenen Walter Colebatch entstanden. 2022 sind die Taschen bereits in der dritten Generation und überzeugen nach wie vor mit durchdachten Features: 32 Liter auf jeder Seite, ein Rollverschluss, zig Molle-Schlaufen für weitere Zusatztaschen und mit oder ohne Kofferträger verwendbar. Zumindest gibt es in der Mitte zwei Gurte. Das ganze wiegt laut Hersteller nur knapp über drei Kilo und kostet trotzdem nur 348 Euro. Überraschenderweise macht das die Taschen zum Preis-Leistungs-Tipp mit großer vorauseilender Street- (naja, eher Offroad-) und Reise-Credibility. Trotz der für die GS nicht idealen symmetrischen Aufteilung und diversen Aufpreisoptionen sind die Taschen damit eine starke Konkurrenz zu Enduristan.
Volumen: 2 x 32 Liter
Zuladung: keine Angabe
Eigengewicht: 3,14 Kilo insgesamt
Extras: Montagemöglichkeit für Zusatztaschen
Preis: 348 Euro (Außentaschen ab 26 Euro, Innentasche je 42 Euro)
Honourable Mentions:
Wie jedem hier früher oder später aufgefallen sein dürfte, mag ich die meisten Touratech-Produkte ganz gern. Auch im Weichgepäck-Segment haben sie einiges zu bieten. Da gibt es die den Enduristan-Blizzards zum Verwechseln ähnlichen „Satteltaschen Extreme„, das an sich ganz coole Discovery-System, das es bei Mosko in ähnlicher Form auch gibt, aber explizit für Hecks ohne Kofferträger gedacht ist. Zuletzt gibt es noch die „Endurance“-Packtaschen, die auch als Überwurf gedacht sind. Am besten zu meinem „Problem“ hätten die „Endurance Click„-Taschen gepasst, die aber zwischenzeitlich aus dem Programm genommen wurden. Preis, Gewicht und Schnörkellosigkeit hätten dafür gesprochen, das geringe Volumen (je 28 Liter), die fehlende Erweiterbarkeit hätten mir aber sowieso weniger getaugt.
Ein genau für dieses Szenario passender Vorschlag kommt von Lone Rider. Deren MotoBags wollen das Beste aus zwei Welten bieten, vereinen damit aber auch das Schlechteste aus zwei Welten. Heißt: Sie bieten eine steife Hülle, eine entnehmbare Innentasche, eine zigfach anpassbare Befestigung am Kofferträger und ein Schlaufensystem für Zusatztaschen. Und, klar, die im Vergleich zu Alu-Kisten höhere Sicherheit für die Beine des Piloten. Sie lassen sich sogar abschließen und spielen mit 31 bzw. 38 Liter Volumen schon in der Liga klassischer Alukoffer. Paradoxerweise wiegen sie sogar mehr als die Kisten aus Metall, nämlich 6,91 Kilo bzw. 6,45 Kilogramm. Dass die 31 Liter-Version noch schwerer als die 38 Liter-Version ist, ist hoffentlich ein Fehler auf der Homepage. Da ich die MotoBags nur aus dem Internet kenne, will ich gar nicht zu hart urteilen. Ich bin mir sicher, dass es ein hochwertiges und durchdachtes Produkt ist, mir persönlich ist das zu overengineered, zu schwer und mit über 1000 Euro ohnehin zu teuer.
Wolfman-Gepäckstücke begegnen einem auch hin und wieder, die Rocky Mountain Expedition Saddle Bags ähneln materialtechnisch auf dem ersten Blick den Taschen von Enduristan und SW-Motech. Sie bieten über 30 Liter je Tasche und werden für knapp 500 Dollar im Paar verkauft. Sie sollen explizit an eine Reihe von Kofferträgern passen. Damit macht man sicherlich nichts falsch, aufgrund der einfacher verfügbaren Alternativen machen sie mich aber auch nicht wirklich an.
Eine weitere Alternative, die mich aber beim Stöbern nicht wirklich überzeugen konnte, sind die XTravel-Taschen von Hepco & Becker. Sie bieten mit 19 Litern deutlich weniger als der Rest im Feld und benötigen den H&B-eigenen „C-Bow“-Träger.
Auch Oxford, die manchmal ganz nette Ausrüstung im Sortiment haben, konnte mich jetzt nicht unbedingt überzeugen. Ein schnörkelloses Set kommt auf 32 Liter insgesamt (2 x 16), ein anderes passt immerhin gut zu Retro-Mopeds und erinnert sehr an meine Canvas-Gepäckrolle von Oxford.
Recall:
Da ich sowieso etwas Kohle sparen muss, habe ich noch Zeit zu überlegen. Nach dieser Auflistung werde ich mir die Mosko Moto Taschen genauer anschauen, lehne mich aber aus den erwähnten Gründen (günstiger, leichter, Zusatztaschen schon vorhanden, auch ohne Halter schnell montiert) schon deutlich in Richtung Enduristan. Außerdem muss ich nichts am Kofferträger an oder abschrauben, wenn die Taschen daheim bleiben, verunstalten keine Kunststoffhalter den Kofferträger. Für die Moskos spricht dafür das schnelle An- und Abbauen, das coolere Design und mehr Möglichkeiten für Zusatzgepäck. Sie sind aber 200 Euro teurer und wiegen ohne Inhalt schon vier Kilo mehr. Aber aufgrund meiner Erfahrungen mit anderen Mosko-Produkten halte ich sie für eines der besten Systeme mit Halter. Die dritte ernsthafte Option fiel mir spät, aber umso überzeugender auf: Die Magadan-Taschen von Adventure Spec.
Nachtrag – Warum die billigste Lösung keine Option (mehr) ist:
Klar, die kostenneutrale Option war von Anfang an: Kofferträger abschrauben, Blizzard-Satteltaschen überwerfen. Aber ich muss einsehen, dass die Taschen einfach nicht mit meiner mittlerweile bevorzugten Konfiguration (ohne Soziussitz und ohne Gepäckträger) harmonieren. Die Gurteinstellung ist mittlerweile Routine, aber selbst mit Abstandshalter am Auspuff gefällt mir das nicht so richtig. Und die angedachte Gepäckrolle darüber würde in der Praxis nur schwer befestigen zu sein. Ich werde den Kofferträger also wieder anschrauben. Ich habe das Gestänge nicht extra nochmal gewogen, aber so viel Gewicht spart das jetzt ehrlich gesagt auch nicht. In diesem Sinne habe ich mir nun zumindest die Absolution erteilt, irgendwann nochmal Seitentaschen zu kaufen. Und für die Xchallenge werden die leichten Satteltaschen weiterhin gute Dienste leisten.




Warum ist denn das sehr gute und preislich attraktive Softbagsystem GIVI canyon GRT nicht erwähnt? Für 600,- mit ausreichend Platz, sehr robust und wasserdicht ist es doch eine super Alternative.
Hallo Andreas,
weil ich Givi (ähnlich wie Shad ursprünglich) im Hinblick auf „endurotaugliches“ Softgepäck einfach nicht auf dem Schirm hatte. Aber merci für den Tipp, die sehen auf dem ersten Blick interessant aus. Das trage ich in den nächsten Tagen gerne nach.
Danke und Gruß, Ferdinand