B22 – Tag 6

  • Abschnitt: Žabljak (Montenegro) – Grilë (Albanien)
  • Zeit: 09:30 bis 20:30 Uhr
  • Tageskilometer: 360 (davon 25 Offroad)
  • Kilometer insgesamt: 1728
Für eine vergrößerte Karte hier klicken, für die GPX-Datei hier. Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter ODbL, Screenshot und Routenoverlay erstellt mithilfe von kurviger.de

Es war gut, in der Hütte gepennt zu haben, denn nachts wurde es wieder sehr frisch. Da der Platz voller französischer Schülerinnen und Schüler ist, dauert es etwas, bis ich im Unisex-Waschraum meine Zähne und die Bialetti putzen kann.

Ohne Kaffee geht nix

Ich mache noch ein paar Fotos vom Platz, von meinem Motorrad, von einem vor sich hinrostenden, himmelblauen VW Käfer. Dann zahle ich 13 Euro, sage der Besitzerin, wie schön ich Montenegro finde und packe zusammen.

Mutet schon fast skandinavisch an

Neben den guten Straßen sticht mir in Montenegro ein weiteres Detail immer wieder ins Auge. Fast an jedem Tunnel oder Stützwand wird für „Autoslep“ und eine dazugehörige Nummer geworben, als ich dann irgendwann einen Abschleppwagen sehe, bestätigt sich die schon vermutete Bedeutung des Wortes. So häufig, wie dafür geworben wird, muss es einer der größten Wirtschaftszweige des Landes sein (gleich nach Rafting-Touren und Zip-Lines – man weiß eben, wie man mit der schönen Natur zusätzlich Geld verdienen kann).

Überall wo Werbung stehen kann, wirbt garantiert ein Auto-Schlepper für seinen Service

Bald lasse ich die Hochebene hinter mir, fahre durch ein immer noch schönes Tal und lande irgendwann doch auf einer ziemlich langweiligen Schnellstraße. Ein paar weit schwingende Kurven zieren den Weg ins Tal, wieder unterbrochen von vielen Tunneln. Nebenbei wird es immer wärmer und bald zeigt das Bordthermometer 36 Grad, was aber noch erträglich ist. Kurz vor der Hauptstadt Podgorica fahre ich unter der beeindruckenden Moračica-Brücke durch und mache einen Tankstopp.

Die Moračica-Brücke ist Teil der neu gebauten Autobahn

Ich habe mir mittlerweile unbewusst angewöhnt, vor einer Grenzüberquerung lieber noch einmal im bereits vertrauten Land aufzutanken. Warum auch immer. Bei Kuna und Konvertible Mark habe ich längst den Literpreis aus den Augen verloren, in Montenegro kann ich erstmals wieder offiziell in Euro zahlen. Ich schnappe mir noch ein Eis aus der Tiefkühltruhe schaue nochmal auf die Karte, um mir die letzten Kilometer vor der Grenze zu Albanien vorzustellen.

Auftanken und verspätetes Frühstück kurz vor Podgorica

Vor allem überlege ich seit gestern, ob ich den Empfehlungen folgend nach Theth fahren soll, oder eben nicht. Erstmal kaufe ich aber nochmal im klimatisierten HIPERMARKET ein. In der Pasta-Abteilung werde ich von einem Wachmann kritisch beäugt, er folgt mir auch, als ich mir zwei Flaschen Wasser unter den Arm klemme. Dann verliert er offensichtlich das Interesse, ich werde nicht verhaftet, bezahle und verzurre die beiden Flaschen mit einiger Routine auf der Gepäckrolle. In den Koffern ist kein Platz mehr dafür. Dann führt mich das Navi durch weniger schöne Stadtteile am Rand von Podgorica, wo die Straßen dann auch mal wieder schlechter sind, sozialistische Wohnblockarchitektur vorherrscht, viel verstreuter Müll herumliegt und die wenigen Mülltonnen von Leuten durchsucht werden. Aber all das rückt das bis hierhin völlig überhöht-positive Bild Montenegros einfach nur gerade. Es bleibt trotzdem das bisherige Highlight der Reise. Ich lasse die Randbezirke schnell hinter mir, es bauen sich wieder karge Hügel auf und ich komme noch einmal durch einen letzten größeren Ort, der chaotisch, stickig, laut ist. Da auch andere Touristen unterwegs sind, fühle ich mich nicht komplett verloren.

Und wieder eine Grenzkontrolle

An der Grenze geht es wieder recht schnell, ich verbringe trotzdem gut zwei Minuten an der Kabine weil Milan die erste Minute lang versucht, eine Zigarettenpackung von ihrer Plastikfolie zu befreien. Als er es geschafft hat, bekomme ich meine Papiere zurück und er kann sich endlich der Zigarette widmen. Andererseits hat er ja Recht: Es macht ja keinen Unterschied und es kommt immer das nächste Auto. Sein albanischer Kollege macht es sich noch einfacher und scheucht mich mit „Go. GO!“ einfach direkt weiter. Zwischen den ein- und ausfahrenden Autos wird offensichtlich gebettelt, ich fahre also ein paar Meter weiter, um mir die Handschuhe wieder anzuziehen. Im Rückspiegel sehe ich trotzdem wie ein kleiner Bub angerannt kommt. Ich mache es mir ehrlich gesagt wieder einfach, und fahre ohne ein Wort (oder einen Euro) zu wechseln weiter. Für den nächsten Eindruck von Albanien sorgt eine Ziegenherde auf einer Tankstelle. Da ich erst getankt habe, erfahre ich keine Details dieses Joint-Ventures, entdecke aber ein paar Kilometer später eine stillgelegte Tankstelle, die einen gewissen Wild-West-Geisterstadt-Charme versprüht. Beim Fotografieren sehe ich, dass eine der Zapfsäulen den Literpreis noch in Pfennig anzeigt. Oder angezeigt hat. Die andere wurde offenbar in Italien gekauft.

Das Bild soll nicht täuschen: Es gibt mehr als genug Tankstellen in Albanien

Langsam drückt die Theth-Entscheidung, denn ich stehe am entscheidenden Kreisverkehr. Letzte Chance sozusagen. Der von mir auserwählte Campingplatz liegt eine gute halbe Stunde entfernt und in der Mitte einer potenziellen Theth-Runde. Ich denke zumindest, dass es eine Runde ist, auch wenn die östliche Hälfte vermutlich nicht asphaltiert sein wird. 200 weitere Kilometer, Bullenhitze und mehr als 30 Kilo Gepäck sprechen dagegen. Also Gerafell am Campingplatz abladen und nochmal los? Ich weiß genau, dass ich das nicht machen werde. Ich habe jedoch schon öfters gehört, dass hier im Rekordtempo asphaltiert wird. Bevor ich es also hinterher bereue (wer weiß, wann ich das nächste Mal hier bin), gebe ich Theth ins Navi ein und fahre Richtung Norden. Wenn es zu grob wird, dreh ich halt um. Auf der engen Straße kommen mir bislang viele „normale“ Autos, aber auch viele Motorräder entgegen. Bevor es richtig los geht (wann das ist, sehe ich weder auf der Karte, noch auf dem Navi), esse ich noch mein restliches Brot von gestern mit Ajvar, das ich seit Bihać im Koffer spazieren fahre. Ich merke erst jetzt, wie nötig ich das Essen hatte und schiebe noch ein „Cornbread“ aus MRE-Beständen nach. Die Straße zieht sich ewig, es ist selten Platz für zwei Autos, weshalb ich mich zwischendurch hinter einen Albaner hänge, der mich vor Kurvenschneidern schützt. Als der Pass dann endlich beginnt ist es besser, aber noch immer nicht ungefährlich, denn der Fahrstil der Albaner ist nochmal eine Spur aggressiver, als in Bosnien. Es macht trotzdem Spaß, die umgebende Landschaft kann ich meist nur kurz bewundern. Ob das hier schon der Pass ist, der vor ein paar Jahren noch geschottert war? Wie auch immer, es hat sich trotzdem schon gelohnt.

Eine der ersten von unzähligen Kurven Richtung Theth

Auf der Passhöhe bietet sich ein tolles Panorama, für das ich nur kurz anhalte. Auf der anderen Seite des Berges wird die Straße noch kurviger, kleinteiliger, Leitplanken aus Holz geben noch einen besonderen Touch.

Bis hierhin: Echt empfehlenswert…

Dann erreiche ich irgendwann das Tal, in dem zig Reisebusse, Campingmobile, Jeeps und auch Motorradfahrer parken. Auch viele Wanderer sind unterwegs. Hütten, Hotels und Restaurants säumen den Weg. Ich habe den Schotter erreicht und bin vor lauter Trubel etwas orientierungslos. Jetzt sehe ich, warum mein Navi mich immer wieder zurückschicken wollte: Ich habe „unbefestige Wege“ als Vermeidung eingestellt, lasse die Route neu und unbefestigt berechnen und denke mir: Wenn schon, denn schon. 79 Kilometer bis zum Campingplatz klingt ja ok. Ich nehme schon nach wenigen Hundert Metern die falsche Abzweigung, komme mit jemandem ins Gespräch, der auch Motorradfahrer ist und mir erzählt, dass die Strecke da drüben verläuft und er sie wohl morgen ausprobiert. Sein Wirt habe ihm gesagt, dass man dafür vier oder fünf Stunden bräuchte. Uff. Das würde 21 oder 22 Uhr bedeuten, was auf mich in dem Moment weniger abschreckend wirkt, als es sollte. Aber alles wieder zurück? Nee…. Ich fahre zurück und sehe etwas, was nicht so recht zusammenpasst: Ein blauer VW Touran steht mit halb eingesunkenen Rädern im Fluss, drumherum zehn helfende Hände, die das Auto anschieben. Ich versuche unauffällig ein Foto zu machen.

Man sieht leider nicht alles, aber ich wollte nicht zu offensichtlich fotografieren

Ich beobachte kurz das Geschehen, schaue nochmal auf die Karte und nach ein paar Minuten gräbt sich der Touran mit laut aufheulendem TDI und aufspritzendem Wasser durch den Fluss, die Freude ist groß. Als sich die erste Aufregung etwas gelegt hat, gehe ich mit der Karte in der Hand auf die Leute zu und spreche den Fahrer an, ob das diese Straße nach Shkodra sei. Er ist sehr nett und versichert mir, dass er hier nur abkürzen wollte, die übrige Straße sei ungefähr so wie die Wege hier. Die daneben stehenden Frauen empfehlen mir dagegen die richtige, geteerte Straße, also die, von der ich gerade komme. Der Mann sagt aber das, was ich hören will, dass es auf dem Motorrad schon gehen würde. Letztendlich sollten alle irgendwie Recht haben. Aber die Abkürzung durch den Fluss, die spare ich mir. Auch wenn die GS das sicherlich packen würde.


Ich drehe also nochmal um und bin nach wenigen Minuten auf dem anderen Ufer. Schnell merke ich, dass es definitiv kein Wohlfühlschotter ist, der da unter mir ausgebreitet liegt. Noch sind einige Radler, Wanderer und auch Autos unterwegs. So harmlos „Schotter“ klingt, die Schwierigkeitsskala lässt sich auch hier beliebig weit aufziehen. Statt kleiner Kieselsteine gibt es hier jedenfalls Steine aller Größen, hin und wieder auch spürbar aufgeschüttet, wodurch ich hin und wieder ein wenig ins Schwimmen komme. Das erhoffte Feldwegniveau stellt sich jedenfalls höchstens ab und zu für wenige Meter ein.

So weit, so gut. Noch 78 Kilometer…

Die Passagen mit größeren Brocken fühlen sich bereits hier materialmordend an. Andererseits: Habe ich nicht genau dafür ein teures Endurofahrwerk, einen XL-Motorschutz und Stollenreifen? Genau dafür ist dieses Zeug doch gedacht. Also versuche ich, das Gelände zu genießen und sehe mich schon im nächsten Touratech-Katalog. Zumindest, wenn ich eine geeignete Stelle finde und Lust habe, das Stativ auszupacken. Aber die Zeit vergeht schnell und die Restkilometer werden irgendwie kaum weniger, etwas mulmig wird mir langsam schon.

Ich sollte vielleicht auch mal Sticker anfertigen lassen

Nach einer Art Lodge, die beinahe wie ein letzter Außenposten wirkt, kommen mir nur noch vereinzelt Jeeps entgegen, die teilweise die komplette (schmale) Fahrbahn brauchen, links und rechts sind nur Büsche. Es geht auch mal leicht bergauf, leicht bergab, es wird lehmig, aber insgesamt noch machbar. Aber für wie lange? Rechts im Flussbett hat es sich schon ein Leidensgenosse mit seiner KTM 690 Enduro bequem gemacht und sein Zelt aufgestellt. Wir winken uns zu, und ich fahre weiter.

Logisch, es wurde nicht besser. Auf Bildern sieht leider immer alles einfacher aus

Ich entdecke eine Abzweigung und ein Schild, das einen Campingplatz in acht Kilometern ankündigt. Ne, viel zu weit, ich bleibe lieber auf dem Weg. Habe ja nur noch 72 Kilometer vor mir. Ich komme kaum über den zweiten Gang hinaus, weiß nicht wie schnell ich bin, aber es werden kaum mehr als 40 sein. Schneller zu fahren traue ich mich nur an wenigen Stellen. Zwei große Matschlöcher fordern die volle Aufmerksamkeit und ich mache mir langsam Sorgen um meine Reifen. Aber abgesehen davon, den größten Brocken auszuweichen, habe ich es einfach nicht in der Hand. Ich fahre durch einen Bach, vorbei an einer Fußgängerbrücke, und frage mich, ob das schon als Flussdurchquerung zählt.

Über mangelnde Abwechslung kann ich jedenfalls nicht klagen. Noch immer 71 Kilometer!?

Bald treffe ich auf eine Ansammlung von ein paar Häusern, eine Kirche, eine kleine Bar, zwei Sportenduros. Und: Alles geteert. War es das jetzt etwa? Ich freue mich viel zu sehr, denn gleich nach dem letzten Haus geht es weiter mit der Schotter-Tortur. Nach einem guten Kilometer entdecke ich wieder ein Camping-Schild und biege in einem Anflug von Vernunft die paar Meter nach rechts ab. Was vom Weg aus nicht zu sehen war: Hinter dem Holzgatter ist zwar eine Wiese und eine Hütte, aber weit und breit ist niemand (und auch kein Zelt) zu sehen. Falscher Alarm. Ich muss umdrehen und verbrenne beim hin- und herschieben wertvolle Energie. Meine GS wirkt auch angestrengt, der Anlasser jault verdächtig lange, die Öltemperaturanzeige ist sowieso schon erhöht. Nur das Garmin kommentiert die Situation nüchtern und zeigt 69 verbleibende Kilometer. An diesem Punkt ist mir klar: Umdrehen ist die einzig sinnvolle Option. Auch wenn die letzten zehn, 20 oder sogar 30 Kilometer asphaltiert sein mögen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich umkippe, mich oder das Motorrad in Schwierigkeiten bringe. Also pröttel ich vorsichtig zurück, achte noch mehr auf die spitzen Steine und mache drei Kreuze, wenn ich hier ohne Platten rauskomme. Immerhin: Ich weiß, dass ich alles bisherige ohne Probleme zurückfahren kann. Trotz der Anspannung bin ich erleichtert, sehe plötzlich glasklar, dass es scheißegal ist, dass ich umgedreht bin. Es ist so simpel, dass mir vor Erleichterung wieder ein paar Tränen kommen. Weil ich niemandem irgendetwas beweisen muss. Mein Poser-Komplex, den ich mir irgendwann in meiner kurzen Skateboard-Phase angeeignet habe, ist für den Moment besiegt und es ist mir grad egal, dass ich trotz passendem Motorrad, Reifen, Endurotraining und BMW-Rallyeanzug nach gerade mal zwölf Kilometern aufgegeben habe. Dann kann ich halt beim nächsten Enduro-Smalltalk nicht sagen „Ja, da bin ich auch durchgefahren, war echt heftig“. Auf einmal ist alles ganz einfach, die Mission jetzt: Ross und Reiter hier wieder heil rauszubringen.

Das klappt auch ganz gut, bis ich wieder auf eine der matschigen Stellen stoße und es für schlauer halte, rechts dran vorbeizufahren. Um nicht das Hinterrad ausbrechen zu lassen, bin ich vorsichtig am Gas. Aber zu zaghaft. Bleibe an einem Stein hängen. Würge den Motor ab. Verliere das Gleichgewicht. Versuche, das Motorrad zu halten. Sehe ein, dass ich keine Kraft habe. Und lege die GS nahezu sanft auf die linke Seite. Hätte ich das also auch geschafft.

Why did the motorcycle fall over? Because it was two tired…

Bis auf eine kleine Schramme im Sturzbügel ist zwar nichts passiert, und doch ist der Umfaller eine eindeutige Warnung. In einer tief geschotterten Fahrspur gibt’s nochmal einen kleinen Rodeomoment, aber ansonsten beisse ich mich verhältnismäßig problemlos durch die restlichen zwölf Kilometer. Fotos mit dem Stativ zu machen habe ich schon auf dem Hinweg aufgegeben, aber da ich den Weg schon kenne, habe ich das Gefühl, gut voranzukommen. Irgendwann erreiche ich wieder die asphaltierte Kurve, die links den Pass hinauf- und rechts ins geschotterte Tal führt. Erst als ich mich davon überzeugt habe, dass beide Reifen ohne Platten und größere Schrammen da stehen, bin ich erleichtert. Darf man stolz sein, eine selbstgewählte Dummheit überstanden zu haben? Egal, ich bin es. So oder so.

Meine Wertschätzung für befestigte Straßen ist nach dieser Aktion deutlich größer

Den langen Weg zurück nehme ich nun gerne in Kauf, freue mich über den Asphalt und über den Landrover aus Kulmbach, der mir auf dem Schotterweg vorhin noch entgegengekommen ist, und mich jetzt vorbeiwinkt. Oben halte ich nochmal für einen Fotostop, versuche die schönen Farben am Himmel einzufangen und bin wieder den Tränen nah, bei all den Sachen, die mir noch durch den Kopf gehen. Mich schüttelt es fast, wenn ich an die Piste zurück denke. Wenn ich hier morgen Früh mit meiner 650er stehen würde, ohne Gepäck und womöglich in Begleitung, wäre es ein Traum. Jetzt bin ich froh, dem Albtraum entwischt zu sein.

Ich fahre den Pass nun also doch auch in die andere Richtung

Auf der anderen Seite merke ich, wie schnell die Sonne mittlerweile untergeht. Vom vielen Verkehr ist so gut wie nichts mehr übrig geblieben, es ist perfekt zum runterkommen. Im schönsten, weichsten Licht der Abendsonne fahre ich zurück nach Koplik, nochmal vorbei an Kühen, Hunden, Pferden und Ziegenherden. Ich stelle mich schon darauf ein, das Zelt im Dunklen aufzubauen und frage mich, wie spät man noch eintreffen darf, um noch ein Plätzchen angeboten zu bekommen. Wildcampen ist zwar eine Option, aber nur im Notfall.

Im Abendlicht schraube ich mich wieder ins Tal herunter

Auf dem Weg zurück hänge ich mich wieder hinter ein albanisches Auto, denn die mittlerweile eingesetzte Dunkelheit ändert nichts an der hiesigen Fahrweise. Auf der großen Landstraße angekommen staune ich über von Las Vegas inspirierte, bunt angeleuchtete Märchen-Casinohotels, Fußgänger kreuz und quer und unbeleuchtete Roller, die einem auf der eigenen Spur entgegenkommen. Nach dieser letzten, stressigen Fahrt bin erleichtert, als ich die Schilder zum Campingplatz sehe. Als es noch hell war dachte ich, noch kurz in den Skutarisee hüpfen zu können, das habe ich in der Zwischenzeit aufgegeben. An der Rezeption ist viel los und ich bin nicht der einzige, der zu hören bekommt, dass der Campingplatz voll sei. Nicht mal für ein Motorrad und ein Zelt. Aber auf dem Parkplatz gegenüber wäre noch Platz, was mich nur die Hälfte (also lächerliche 5 Euro) kosten würde und mir trotzdem erlauben würde, WC und Dusche zu nutzen. Da ich wirklich genug Action erlebt habe, ist das natürlich ok. Ich fahre heute keinen Meter mehr. Und wenn nicht ringsherum schon ein paar Wohnmobile und Jeeps mit Dachzelten stehen würden (und die Geräusche vom Campingplatz nebenan fehlen würden), käme tatsächlich etwas Wildcamping-Feeling auf. So koche ich mir noch kurz vor 10 Nudeln, die Sauce (bzw. das Glas) hat die Rüttelpiste zum Glück ohne Schäden überstanden. Auch wenn ich mich eklig fühle, verzichte ich unter diesen Umständen zum ersten Mal auf die abendliche Dusche.

Stealth-Cooking auf dem Parkplatz

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