The Good: Streicheleinheiten für die X
Irgendwie blieb dieses Jahr erstaunlich wenig Zeit für die Xchallenge, das wollte ich nach Beendigung meiner großen Reise im Sommer unbedingt nachholen. Schon letztes Jahr habe ich die 650er sträflich vernachlässigt. Mehr als Stuttgart-München, einem ausgiebigen Service (Gabelölwechsel und Bremsflüssigkeitswechsel) habe ich nicht geschafft. In diesem Jahr blieb es, soweit ich mich nicht täusche, beim ungemütlichen (weil kalt) Umzug auf Achse.

Zunächst wollte ich das Motorrad daher erstmal wieder etwas pflegen. Eines der ersten Sachen war das Kupplungsspiel. Klar, Einzylinder, Seilzugkupplung, Luftfederbein. Minus 90 Kilo. Es ist jedes Mal eine riesige Umstellung von der GS auf die X umzusteigen. Aber die Kupplung kam mir schon sehr „unverbindlich“ vor, was aber schnell behoben war. Das nächste war ein kleiner Tipp, über den ich im G650X-Forum gestoßen bin. Zwei Kabelbinder, welche die Sitzbankentriegelung davon abhalten sollen, aus der Führung zu rutschen, was nicht nur auf einer Reise ärgerlich wäre. War bis jetzt kein Problem, aber in Zukunft wird es erst recht keins.

Dann kam natürlich ein mittlerweile weitgehend routinierter Ölwechsel. Nach bald zwei Jahren dem Lehrbuch nach überfällig, aber das sehe ich mittlerweile auch etwas entspannter. Theoretisch sollte ich mich nächstes Jahr auch mal wieder um das Thema Kühlflüssigkeit kümmern. Der letzte (und bislang vermutlich einzige) Wechsel, inkl. Schläuchen, war 2018. Kann jedenfalls nicht schaden und hilft eventuell ja, der dokumentierten Schwäche der Wasserpumpe etwas entgegenzuwirken. Dazu aber mehr zu gegebener Zeit. Eine weitere Kleinigkeit war, dass beim letzten Werkstattabend der arg lockere Kennzeichenhalter kritisch beäugt wurde. Da das gewissermaßen auch bauartbedingt normal ist, hätte ich mich nicht weiter gewundert. Aber da wir zum Glück eine Vergleichs-G650 im Umfeld haben, schaute ich mir doch nochmal die Befestigung an. Tatsächlich fehlte an unscheinbarer, aber entscheidender Stelle eine Schraube. Wann ich die wohl verloren habe? Egal, jetzt wackelt das alles wieder deutlich weniger.

Größere „Sorgen“ bereitet mir die Batterie. Mittlerweile kenne ich das typische „startet-nicht-nach-tanken“-Problem aus erster Hand. Es ist jedes Mal das gleiche: Batterie vollgeladen. Motorrad steht wieder zwei bis drei Wochen. Motorrad springt problemlos an. Oh, ich sollte tanken. Nach ein bis zwei Kilometer Fahrt zur Tankstelle will das Motorrad aber nicht mehr anspringen. Doof. Das ist mir in Stuttgart zwei Mal passiert. Die ersten Meter fühlt man sich noch cool, wenn man so eine nach wie vor superscharf aussehende Enduro über den Gehsteig schiebt. Nach 500 Metern und leichtem Gefälle ist es nicht mehr so cool. Umso überraschter war ich, dass mir das jetzt nach nur einem Tag Ladepause passierte. Um ein paar Fotos für die Arbeit zu machen, war ich nur mal kurz raus aufs Feld gefahren. Als es dann unerwartet schnell zu regnen anfing, wollte ich wieder heimfahren. Aber statt dem sehr vornehmen, blechernem Leerlauf hörte ich nur das sekundenlange Gejaule des Anlassers. Als dann wieder (man kennt es ja) sämtliche Kontrollleuchten im Cockpit aufblitzten, war ich mir sicher, die 650er mal wieder schieben zu dürfen. Doch beim vergeblich geglaubten zweiten Versuch sprang sie dann doch an. Da der Leerlauf etwas hakelig reinging, konnte ich es mir nur so erklären. Trotzdem: Bei allen weiteren Fahrten (siehe unten) lies ich das Motorrad daher laufen, wenn ich kurz für ein Foto absteigen musste. Auf matschigen Waldwegen würgte ich sie dennoch zwei oder dreimal ab, zum Glück sprang sie aber sofort wieder an. Darauf verlassen wollte ich mich aber nicht. Und, natürlich, nach einem weiteren Fotostopp (und dank erarbeitetem Vertrauensvorschuss abgestelltem Motor) sprang sie wieder erst nach einem erneuten „Reset“ an. Lange Rede, kurzer Sinn: Eine Batterie, der man nicht mehr vertraut, sollte getauscht werden. Ich habe sie noch nie gewechselt, wodurch sie mindestens fünf Jahre und vermutlich deutlich älter ist.
Das letzte Problemchen betraf das Navi. Da ich es nur in der Halterung benutze, fiel mir sofort das halbleere Batteriesymbol in der oberen rechten Ecke auf. Hä? Nicht richtig eingehakt? Nein, daran lag es nicht. Nach einer guten halben Stunde schaltete das Display dann auf gefühlt 30 Prozent Helligkeit um, was im Landkreis keine Orientierungslosigkeit nach sich zog, aber mir sofort den nächsten Auftrag verschaffte. Wie vermutet lag das Problem am Kabelschuh, der sich in der Zwischenzeit gelöst hatte. Eine schöne Aufgabe, die sogar ich hinbekam und außerdem die Möglichkeit bot, im Batteriefach etwas Staub zu wischen.

Abgesehen davon läuft wie Xchallenge so problemlos wie immer, nach ein paar Kilometern hatte ich mich auch an das Sitzarrangement, an das Fahrwerk, an die maue Bremse, aber auch an die Handlichkeit und den schönen Motor gewöhnt. Wozu das alles? Wie am Anfang erwähnt hatte ich die letzten zwei Jahre nur wenig Zeit für die Xchallenge, weshalb ich immer wieder an ein Wochenende in Tschechien dachte. War ja letztes Jahr (Ende September, Anfang Oktober) auch noch mehr als warm genug. Durch den völlig durchterminierten Oktober wurde auch dieser Plan leider zunichte gemacht, und aus der noch weiter abgespeckten Idee, ein Mikroabenteuer mit Übernachtung zu machen wurden schließlich (bis jetzt?) nicht mehr, als zwei kleine Runden im Landkreis. Dabei entdeckte ich immerhin alte Waldwege aus Sertao-Zeiten wieder, sah schöne Fotospots und fand zahlreiche Schotterwege, die zumindest auf den ersten Blick legal wirkten. Vielleicht finde ich mal die Möglichkeit, einen Trans-Landkreis-Trail zu planen.





The Bad: Duke
Beim anderen Einzylinder sieht es dagegen weniger rosig aus. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn das Kühlerproblem am günstigen (und vor allem noch lieferbaren) Kühlerdeckel gelegen hätte. Doch auch damit begann die Duke nach kurzer Zeit, blaue Kühlflüssigkeit aus dem Überlaufschlauch zu urinieren. Positiv immerhin: Sie sprang nach wochenlanger Standzeit vergleichsweise problemlos an, was trotz voller Batterie keine Selbstverständlichkeit ist. Außerdem hielt sie einen erstaunlich stabilen Leerlauf, der sich deutlich niedriger (vulgo gesünder) anhörte, als es die angezeigten 3000+ Umdrehungen pro Minute vermuten ließen. Richtig motivierend ist das alles trotzdem nicht. Das Ziel, die Duke 2022 zuzulassen war ohnehin gewagt, aber nun verschieben wir das eben auf 2023…

The Ugly: Jetzt hat es auch meine GS erwischt
Das Thema „Foliengeber“ füllt im GS-Forum seit Jahren viele Seiten, ich hatte mich bisher damit zufrieden gegeben, dass meine Tankanzeige (der Foliengeber soll als Schwimmerersatz den Füllstand melden) zwar nicht funktionierte, aber immerhin zu 90 Prozent der Zeit einen vollen Tank meldete. Von meinen Einzylindern war ich es sowieso gewohnt, nach Tageskilometerzähler zu fahren. Erst auf der letzten Reise lernte ich, dass der Foliengeber durchaus genau funktioniert, aber sozusagen mit einer anderen Skala (ein Strich weg bedeutete z. B. noch acht Liter im Tank, zwei Striche weg bedeuteten noch sechs Liter und drei Striche weg hießen noch vier Liter). In der Zeit, die ich nun mehr mit der Xchallenge verbrachte, scheint sich das geändert zu haben. Nun zähle auch ich zu den Leidtragenden, die sich permanent mit einer FUEL!-Warnung und einem gelben Dreieck abfinden sollen. Was nervt und spätestens beim TÜV blöd sein kann.

Da ich mir trotzdem nicht so ganz sicher war, mit wie viel Benzin ich die Kiste abgestellt hatte, fuhr ich schnell zur Tankstelle (übrigens ohne mir Gedanken machen zu müssen wie bei der Xchallenge) und tankte auf. Nach schon sechs Litern machte es KLICK und der Tank war voll. An der Warnung im Display änderte das nichts. Nun kann ich mir entweder ein Stabfeuerzeug umbasteln um die GS hin und wieder zu „blitzdingsen“ (Fachterminus), oder, ich frage mal beim Händler nach, ob es mittlerweile eine haltbarere Lösung gibt. Das ist nun wirklich kein großes Ding, aber trotzdem etwas ärgerlich. Vor allem ist die GS (auch wieder im Vergleich zur Xchallenge) nun alles andere als ein Exot. Auch wenn sie seit zehn Jahren nicht mehr gebaut wird. Mal schauen…
TLT —Trans Landkreis Trail –> geniale Idee!
ja, bissl was geht denk ich schon (solang man da nicht jede Woche fährt)