Zeit ist kostbar

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit stelle ich fest, wie sehr ich das Projekt Duke vernachlässige. Doch zwischen Urlauben, Bosnien-Dienstreisen, monatelangem (und noch immer anhaltendem) Drei-in-Eins-Umzug, Facharztterminen, um die man sich wohl mit ü30 so langsam kümmert und dem darunter liegendem Klangteppich der aktuellen Situation™ hatte der fast-Youngtimer eben nur eine geringe Priorität. Und leider wird sich daran in den kommenden Wochen nicht viel ändern. Nach jahrelanger Standzeit ist es eh schon wurscht. Aber klar, die Luft ist im Moment raus. Dabei fehlt bis zur Verkehrstauglichkeit gar nicht soo viel. Bremsflüssigkeit tauschen, Bremsleitung hinten tauschen, Kühlflüssigkeit im Auge behalten und Vergaser so einstellen, dass die Duke zuverlässig läuft. Reifen wechseln. Dass sind im Prinzip die wichtigsten Punkte, die man (und vor allem ich) aber eben nicht so nebenbei erledigt. Vor allem nicht, wenn die Garage mehr als ein paar Schritte entfernt liegt. Aber so ist es halt. Ein gutes Beispiel für Durchhaltewillen ist der Titanic-Mod für das PC-Spiel Mafia, der schon so oft totgelaubt war, und nun nach weit über zehn Jahren erstmalig (in Teilen) veröffentlicht wurde. In diesem Sinne möchte ich an dieser Stelle auch versprechen: Das Projekt ist nicht tot, die Duke wird schon sicher nicht verramscht und eine Zulassung werde ich ja wohl irgendwie 2022 hinbekommen. Das ist eigentlich auch der einzige Vorsatz für das kommende Jahr.
Re-Optimierung

In den wenigen Werkstattabenden fand ich dafür zahlreiche andere, niederschwellige Bastel-Angebote vor. So wenig wie dieses Jahr bin ich die X noch nie gefahren. Dafür habe ich nun wieder den Werks-Motorschutz angebaut, den ich als stimmig, leicht und dennoch robust genug wiederentdeckt habe. Die schwarze Heavy-Duty-Platte von Scheffelmeier bleibt trotzdem im Bestand. Irgendwann könnte ich mich ja wieder umentscheiden… zuvor hatte ich ja bereits den Werks-Auspuff und das serienmäßige Sitzbrett zurückgerüstet. Im Zuge dieser Aktion ging es auch den Heizgriffen ans Leder bzw. ans Gummi. Denn mit den dadurch recht dick geratenen Griffen hatte ich mich zwar abgefunden, zufrieden war ich damit aber nie. Da die Xchallenge als Zweitmoped schon lange nicht mehr alles können muss, habe ich die selten genutzten Heizgriffe wieder gegen die dünneren Original-Griffgummis getauscht. Gut, dass ich die auch noch auf dem Speicher hatte… So schön und beeindruckend ich aufwendige Rallye-Umbauten der Xchallenge finde, mittlerweile gefällt sie mir seriennah (wieder) deutlich besser. Ob so etwas auch mit dem Alter kommt? Nächstes Jahr möchte ich aufjedenfall wieder mehr als rund 1000 Kilometer auf den Digital-Tacho drauffahren.
The Change of Wind

Wer meine Tschechien-Kurztour verfolgt hat, wird eventuell bemerkt haben, dass ich meine Windschild-Bastelei an der GS bereits intensiv in der Praxis getestet habe. Was jedoch noch fehlt, ist ein direkter Vergleich unter identischen Bedingungen. Hieße theoretisch: Testfahrt bei z. B. 50/70/90/110/130, Scheibe umbauen und nochmal fahren. Am besten noch mit Testprotokoll. Das war mir bisher zu blöd und wird mir vermutlich auch künftig zu blöd sein. Genauso wie die Tatsache, dass man in jeder noch so luftigen Kombi bei 30 Grad trotzdem schwitzen wird, akzeptiere ich langsam, dass es immer Geschwindigkeiten geben wird, bei denen man eben keinen Podcast mehr hören kann. Oder es zwischendurch mal etwas lauter wird. Außer, ich montiere z. B. die höhere Scheibe der GS Adventure oder ein Fabrikat, für das ich zugegebenermaßen zu eitel bin. Ich erwähnte das bereits an anderer Stelle. Da ich sowieso sogut wie nie ohne Ohrstöpsel unterwegs bin, ist das eh ein Luxusproblem. Und, auch wenn mir die Form meiner Custom-Scheibe zusagt (inspired by G 650 GS), am harmonischsten wirkt doch die Original-Scheibe. Mal wieder. Im Frühling werde ich daher erneut umbauen, dem kurzen Windschild fehlt sowieso im wahrsten Sinne des Wortes der Feinschliff. Und als Offroad-Windschild darf es gerne im Bestand bleiben.

Dem Winterblues trotzen

In der Zwischenzeit trifft mich die Winterzeit mit der gewohnten Härte. Und Long Way Up ist nach wie vor nur über Apple zu bekommen. Neben neuen Zubehörteilen und Klamotten, die einen im Winter besonders freundlich anlachen, plane ich daher (neben anstehenden Wartungsaktionen) schon wieder lange und kurze Urlaube. Zum Beispiel nach Belgien. Da war ich noch nie, habe quasi keine Erwartungen und es würde gut mit einer Eifel-Tour zusammenpassen. Und zumindest von der Eifel bin ich seit einer Dienstreise 2018 schwer begeistert. Fachwerk, Steinhäuser und -mauern, eine grüne Landschaft, wie ich sie sonst England zuschreiben würde, der Rhein… kann man auch mal machen. Selbstverständlich steht auch Tschechien nach wie vor auf meinem Zettel, aber auch Sachsen, Brandenburg… eben Gegenden, die man sonst nicht so auf dem Schirm hat, die aber eigentlich schnell erreichbar sind und die ich trotzdem schlechter kenne, als viele Gegenden in Italien. Im Endeffekt bin ich aber erstmal froh, wenn ich den Umzug hinter mich gebracht habe und alles (wieder) seinen Platz gefunden hat. In dem Sinne hatte das unausweichbare Thema Corona wirklich seine guten Seiten. Denn gefühlt lebe ich seit dem Studium an drei Orten gleichzeitig und dementsprechend verstreut, was mich langsam in den Wahnsinn treibt.