Bei den meisten Motorrädern wird das Getriebe vom Motoröl geschmiert, bei den luftgekühlten GS-Modellen sind Motor und Getriebe jedoch getrennt. Trotzdem verlangt auch Getriebeöl nach einem regelmäßigen Wechsel, durch den Kardanantrieb kommt noch das Öl im Hinterachsgetriebe dazu. Die Wechselintervalle sind länger als beim Motor, aber wie immer auch Glaubenssache. Vorgeschrieben sind alle zwei Jahre oder 20 000 Kilometer (Endantrieb) bzw. zwei Jahre oder 40 000 Kilometer (Getriebe). Gerade beim statistisch etwas auffälligen Endantrieb der 1200er GS wechseln manche sogar jährlich, auch weil die übliche 1-Liter-Flasche genau für beides reicht und der Aufwand überschaubar ist. Bitte beachten: Die Beschreibung für den Endabtrieb ist nur für die luftgekühlten R 1200 GS von 2008 bis 2009 (MÜ) gültig, sinngemäß auch für spätere DOHC-Modelle (TÜ) von 2010 bis 2012. Bei den frühen Modellen von 2004 bis 2007 ist die Ablassschraube noch seitlich, weshalb der Endantrieb zum Ölwechsel abgeklappt werden muss. Eine sehr gute Anleitung gibt’s z. B. auf Youtube. Am Getriebeölwechsel hat sich von 2004 bis 2012 nichts geändert. Eine Zusammenfassung auf einer Seite (ohne Bilder!) gibt es hier zum Download.

Das wird benötigt:
Genug Platz und Zeit
– Werkzeug (das Bordwerkzeug reicht dafür nicht, Drehmomentschlüssel empfohlen)
– Auffangbehälter, zusätzlich empfehle ich öldichte Einmalhandschuhe und einen Trichter
– Spritze, Schlauch oder einen Ölbehälter mit ausziehbarem Rüssel
– Messbecher
– 1 Liter Getriebeöl (API GL-5 [früher SAF–XO] 75W90, häufig empfohlen wird auch 75W140)
– Für Getriebe: Kupferdichtringe 18x22x1,5 und 14x18x1,5
– Für Endantrieb: O-Ring 11,2×1,8 und Kupferdichtring 12x16x1,5
Vorbereitung
Auch Getriebeöl sollte „warm“ gewechselt werden, das Motorrad also kurz warmgefahren werden. Damit werden Verunreinigungen und Abrieb in der Schwebe gehalten und beim Ölwechsel mit herausgeschwemmt. Außerdem soll es schneller gehen. Da alle Schrauben gut zugänglich sind, gibt es sonst vorher wenig vorzubereiten. Es schadet aber nicht, das passende Werkzeug schon mal bereitzulegen und sich die Positionen der Schrauben anzusehen.
Getriebeöl
Um die Ablassschraube besser lösen zu können, sollte hierfür der praktische Hauptständer ausnahmsweise gegen einen Scherenheber o. ä. getauscht werden. Der Behälter sollte ca. einen Liter fassen können, eine große Eispackung passt z. B. ganz gut. Wichtig: Für das Einfüllen muss das Motorrad senk- und waagerecht stehen. Dann am besten schonmal die Positionen der Schrauben sichten und entsprechenden Behälter bereit legen. Ein Trichter empfiehlt sich zusätzlich, dann hält sich die fast unvermeidliche Sauerei in Grenzen.



Los geht es mit der Einfüllschraube, die seitlich gut zugänglich ist. Danach die Ablassschraube, für die eine Verlängerung der Ratsche hilfreich ist. Die Ablassschraube genau wie am Motor lösen. Während das Öl dann abläuft, können beide Schrauben gereinigt werden, insbesondere an der Ablassschraube hängt etwas Metallabrieb. Beide Schrauben freuen sich auch über neue Dichtringe aus Kupfer. Für alle, die das Getriebeöl zum ersten Mal wechseln: Es ist normal, dass es etwas strenger als Motoröl riecht.


Wenn nichts mehr herausläuft, Gewinde trocken wischen und die gereinigte und mit frischem Dichtring versehene Ablassschraube wieder einsetzen. Sie wird mit 30 Nm angezogen. Das frische Öl wird am besten mit dem integrierten Rüssel der Ölflasche eingefüllt. Alternativ auch mit einer Spritze. Das Öl wird bis zur Öffnung aufgefüllt, so dass es schon fast wieder herausläuft, das entspricht ungefähr 700 ml. Nach BMW-Definition: „bis Unterkante Gewinde der Einfüllöffnung“. Eine Taschenlampe hilft dabei, diesen Punkt nicht zu verpassen. Danach abwischen, Schraube wieder eindrehen und ebenfalls mit 30 Nm anziehen. Fertig.

Ölwechsel am Hinterradantrieb
Für alle Ungeduldigen wiederhole ich nochmal, dass die folgenden Schritte nur für luftgekühlte GS ab Baujahr 2008 gelten. Ab Baujahr 2010 ist der Ablauf ähnlich, die Position der Einlassöffnung (und ggf. auch Drehmoment) wurde aber nochmal geändert. So oder so: Für diese Arbeit muss das Hinterrad abgebaut werden, worauf ich hier nicht näher eingehe. Jemand der sich einen Ölwechsel zutraut, sollte sowas schon gemacht haben. Falls nicht: das steht sogar im ansonsten recht spärlich gehaltenen Handbuch.

Der Auffangbehälter wird dann einfach unter die Ablassöffnung gestellt, die Schraube verlangt nach einem fetten 45er Torx-Bit. Da hier nur 180 ml herauslaufen sollten, reicht auch ein kleiner Becher. Nach kurzer Zeit sollte alles herausgelaufen sein.

Die Ablassschraube wird ebenfalls gereinigt und hat das sogar nötiger als die im Getriebe. Sollten hier größere Teilchen oder sonstige Auffälligkeiten auftauchen, sollte man das Spiel am Hinterrad nochmal kontrollieren und ggf. den Endantrieb überholen lassen. Das ist ein Thema für sich. Viele GS fahren seit über 100 000 Kilometer völlig unauffällig, manch einer hat bis dahin aber schon ein oder zwei Überholungen durch… es schadet also nicht, ein Auge auf diese Baugruppe zu haben. Danach wird ein neuer O-Ring übergestülpt, die Schraube wieder angeschraubt und mit 20 Nm festgezogen. Jetzt können schon die frischen 180 ml abgemessen werden. In alten Dokumenten findet ihr vielleicht noch 230, 240 oder 250 ml als Angabe, die Vorgabe wurde (genau wie die Maßgabe „Lifetime-Füllung“) von BMW jedoch schnell geändert, so dass auch für frühe Modelle ausnahmslos 180 ml gelten. Wer eine passende Spritze hat, kann das Öl aus dem Messbecher aufziehen, ich habe die Menge einfach in die (ohnehin leere) Ölflasche zurückgefüllt, da diese keine Skala hatte und diese ggf. auch zu ungenau wäre.

Ohne Hinterrad wird hoffentlich schnell ersichtlich, wo das frische Öl eingefüllt wird. Falls die Schraube nicht zu sehen ist, einfach an der Bremsscheibe drehen. Auch diese Schraube kann etwas fester sitzen, aber keine Panik, hier tropft nichts raus. Einfach entfernen, reinigen und ebenfalls mit neuem Kupferdichtring versehen und kurz zur Seite legen.

Dann mit der Spritze oder, wie in diesem Fall, dem zugeschnittenem Schlauch der Ölflasche einfüllen. Die Schläuche sind für die Öffnung fast zu dick, daher verwende ich mittlerweile ein Ölkännchen mit dünnerer Stahlspitze. Weil ich dann besser sehe, wo es landet gibt mir das (in Verbindung mit einer Taschenlampe) ein wesentlich besseres Gefühl. Egal wie, etwas Öl kann trotzdem danebenlaufen, daher am besten ein Tuch unter die Einfüllöffnung stecken. Danach wieder Schraube einsetzen, einschrauben und ebenfalls mit 20 Nm festziehen. Gerade in diesem Bereich penibel mit Bremsenreiniger nachwischen, falls z. B. Öl auf die Bremsscheibe getropft ist.

Nacharbeiten
Sofern noch nicht geschehen, alle Öffnungen ölfrei reinigen und die Schrauben mit korrektem Drehmoment anziehen. Beim Getriebe jeweils mit 30 Nm, am Endantrieb je 20 Nm. Optional für ein gutes Gefühl noch mit einem farbigen Edding Markierungen anbringen. Danach kann das Hinterrad wieder montiert werden. Der Vollständigkeit halber: Schrauben über Kreuz anziehen und mit 60 Nm festziehen. Auch dort bringe ich immer Markierungen an. Eine Ölstandskontrolle wie beim Motor entfällt in diesen Fällen logischerweise, dennoch werfe ich bei den nächsten Fahrten nochmal ein Blick auf alle Schrauben.

Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr. Ein gewisses Grundwissen und entsprechendes, fahrzeugspezifisches Werkzeug (insbesondere Torx) werden vorausgesetzt. Für Wartungsarbeiten empfehle ich grundsätzlich auch die entsprechende BMW-Wartungs-DVD oder eine modellspezifische Reparaturanleitung.
Einfuellschraube des Endantrieb 2010 zu fest vom Freundlichen angezogen u nun beim Versuch auszudrehen von mir ,,vermurkst,,!
Ein Tipp wie ich diese Schraube jetzt heraus kriege.?
Danke
Leider nicht, da gibt es in Youtube und in jeder Suchmaschine sicherlich kompetentere Hilfe. 😉 Mir ist das bisher nur einmal passiert (weiß nicht einmal mehr, welches Motorrad das war). Da ging es mit dem reinsägen zweier Schlitze, die dann mit einem Schlitz- oder Kreuzschraubenzieher wieder anzupacken waren. Könnte bei der Position der Einfüllschraube am Endantrieb aber schwierig werden… bei allen weiteren Stufen (aufsägen etc.) möchte ich mich jetzt aber nicht zuweit aus dem Fenster lehnen und würde je nach verfügbarem Werkzeug ggf. auch bei einer Werkstatt nachfragen.
Hoi, habe K25 von 2007, Facelift. Die Ablassschraube Kardan ist unten, schon mal besser als Mitte, aber zum Einfüllen muss man ja den ABS Sensor rausnehmen und dann da einfüllen. Aber ich habe auf der anderen Seite, gleiche Höhe ABS, einen leicht abnehmbaren Gummistopfen… Ist das jetzt der „Facelift“-Einfüllstopfen?
Danke für ein feedback und beste Grüsse
Stefan
Hi Stefan, bin unterwegs und kann die nächsten Tage nicht am Moped oder in den Werkstattbücher nachschauen. Ein leicht abnehmbarer Gummistopfen ist mir da bislang nicht begegnet, sondern nur die gezeigte Schraube (grob auf 9-10 Uhr Position). ABS-Sensor als Einfüllöffnung hab ich schon mal gehört, das war aber glaub ich 2004-2007.
Wenn deine schon die MÜ ist (ab Sept 2007), sollte es eigentlich so aussehen wie im Beitrag gezeigt. Mit früheren bzw. späteren K25 kenn ich mich bei diesem Detail nicht so aus. Check das lieber nochmal mit Hilfe einer Werkstatt oder im GS-Forum. Ich schau aber nächste Woche auch nochmal nach, interessiert mich selbst ob es noch eine vierte Version gab.
hoi, danke für die schnelle antwort. ist laut stammnummer von bj. 2005, geht aber nicht, da übernahmeprotokoll von 2007 und die neuen blinker verbaut sind, ist, wie gesagt, das facelift. es ist die k25, aber so mit kleinen änderungen… hat alles spirenzien, asc usw. ölstandskontrolle und reifendruck!
ja, ich werde wohl das hinterrad abschrauben.. durch den abs sensor ging das auch bei der r1200c, das bondteil, die hatte ich auch lange. auch 1200 ccm, aber nicht den bums der gs.
wenn du was rauskriegst, danke, wie gesagt, ich geh auf nr sicher und demontiere das rad,
beste grüsse
stefan
Hmm, Erstzulassung und Baujahr können sich schon mal unterscheiden und die Blinker kann man nachrüsten (habe ich auch gemacht) und Ölstandskontrolle, ASC usw. gab es schon bei der ersten Serie ab 2004. Baujahr 2005 wäre jedenfalls kein Facelift-Modell. Am schnellsten erkennt man die frühen Modelle an der Tankverkleidung, denn die Modelle ab Modelljahr 2008 (gebaut ab Sept. 2007) haben „winkelförmige“ Edelstahlblenden, die frühen K25 nicht. Hauptständer, Lenker und ein paar Details sind auch anders.
So oder so: Schau dir mal dieses Video an, da wird der Ölwechsel für K25 von 2004 bis 2007 Serie Schritt für Schritt erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=S_2ZsO6yApE
Das Rad musst du dafür immer demontieren. Viel Erfolg!