Ölwechsel an der R 1200 GS (04-12)

Bekanntermaßen sind regelmäßige Ölwechsel entscheidend und neben Warm- und Kaltfahren eine der wenigen Maßnahmen, um die Lebensdauer eines Motors zu verlängern. Wie immer beim Thema Öl ist auch der Wechselintervall Glaubenssache. Ich versuche mich unabhängig der Kilometer an das jährliche Wechseln zu halten, zumal es selbst machbar und nicht allzu teuer ist. Besonders übersichtlich ist das beim Boxer, im Gegensatz zu manchem 650er Einzylinder. Außerdem gibt es hier entsprechend der Verkaufszahlen auch deutlich mehr Anleitungen. Hier folgt eine weitere. Eine Zusammenfassung auf einer Seite (ohne Bilder!) gibt es hier zum Download. Gültig für luftgekühlte R 1200 GS von 2004 bis 2009, im Prinzip auch für DOHC-Modelle von 2010 bis 2012 oder alle anderen R-Modelle dieser Zeit, inkl. HP2.

Das wird benötigt:

Genug Platz und Zeit
– Werkzeug (das Bordwerkzeug reicht dafür nicht!) und insbesondere Ölfilterschlüssel OCS3
– Auffangbehälter, zusätzlich empfehle ich öldichte Einmalhandschuhe und einen Trichter
– 4 Liter Motoröl (siehe Handbuch, z.B. 20W50, Hauptsache API SF oder besser)
– Ölfilter (Mahle OC 306, inkl. O-Ring) und Kupferdichtring (16 x 20 x 1,5)

Vorbereitung

Jeder Ölwechsel sollte „warm“ durchgeführt werden, d. h. mit warmgefahrenem Motor. Ein Grund sind die Verunreinigungen, die dabei in der Schwebe gehalten und beim Ölwechsel mit herausgeschwemmt werden sollen. Ein anderer Grund ist, dass bei vielen Motorrädern (so auch an der GS) ein zusätzlicher Ölkühler vorhanden ist, der erst ab einer gewissen Temperatur öffnet. Wird das Öl kalt abgelassen, verbleibt eine gewisse Restmenge im Kühler. Ein besonderer Tipp für die GS: Den Motorschutz am besten vorher demontieren, er ist nämlich mit zwei unterschiedlich großen Torx-Schrauben sowie zwei Muttern festgemacht. Also insgesamt drei (!) verschiedene Bits. Macht man das vorher in aller Ruhe, so ist alles sofort nach dem Warmfahren zugänglich. Bei nachgerüsteten, XL-Motorschutzplatten (wie ich mittlerweile habe), sind es meist noch mehr Schrauben…

First things first – damit das Öl möglichst heiß rauskommt

Alles muss raus

Das Motorrad nun auf den Hauptständer heben und ein ausreichend großes (mind. 4 Liter) Gefäß passend positionieren. Eine alte Kiste oder Schüssel aus Plastik sollte aufzutreiben sein. Die vermeintliche Luxuslösung für diesen Ölwechsel bestand in einem speziellen Auffangbehälter und einer darunter liegenden Ölbindematte. Trotzdem: lieber alles aus dem Weg räumen, was nicht mit Öl in Kontakt geraten sollte. Alte Kartonagen sind ein bewährter Rundumschutz. Bevor es losgeht noch zwei wichtige Tipps: Bei Auffangbehältern wie diesem unbedingt die Entlüftung öffnen. Und, bevor es an die Schraube geht, nochmal die Position checken.

Hier ist noch alles sauber. Etwas Öl wird immer daneben gehen…

Jetzt wird es Zeit für wasserdichte Handschuhe. Zumindest ich möchte keinen Ölwechsel mehr ohne sie machen. Zuerst die Einfüllöffnung (bis Modelljahr 2009 am linken Zylinder, ab 2010 am rechten) mit dem Plastikschlüssel aus dem Bordwerkzeug öffnen. Dann die Ölablassschraube mit einer Ratsche und dem passenden Bit lösen, es wird bereits etwas Öl seitlich vorbeilaufen. Die letzten Umdrehungen besser mit der Hand herausdrehen und versuchen, die Schraube in den Fingern zu halten. Wenn das Öl noch zu heiß ist, einfach fallen lassen und später herausfischen. Sie muss sowieso gereinigt werden.

Ölablassschraube links, der Ölfilter (rechts oben) kommt gleich dran
Es dauert nicht lange bis das Öl nur noch in dünnen Strahlen herausläuft

Der Ölfilter ist als nächstes dran. Während das Öl nun abläuft, kann man schon mal den Ölfilterschlüssel holen und ein passendes Werkzeug suchen. Der Auffangbehälter muss evtl. ein Stückchen nach rechts geschoben werden, denn auch aus dem Ölfilter wird etwas Altöl suppen.

Geht vielleicht auch ohne, ist halt dann schei…. hier: passender Ölfilterschlüssel
Warum ich Einmalhandschuhe trage. Wer sie unmännlich findet, kann sie aber gerne weglassen

Während jetzt noch etwas Altöl aus dem Boxer tröpfelt, kann man schon mal die entstandene Sauerei minimieren. Also: Den alten Ölfilter in eine dichte Tüte packen, Handschuh am besten dazupacken, Auffangbehälter grob von Öl säubern. Bremsenreiniger und viele Papiertücher helfen viel. Das Behältnis aber ruhig noch unter dem Motorrad stehen lassen. Jetzt mit einem fusselfreien Tuch die Unterseite des Motors, die Ölablassschraube und insbesondere den Bereich rund um den Ölfilter säubern.

Unterseite säubern, um Undichtigkeiten schneller sehen zu können

Die jetzt mit neuem Kupferdichtring versehene (und gereinigte) Ölablassschraube wieder einschrauben, zunächst mit den Fingern, dann bitte mit korrektem Drehmoment (32 Nm) oder „mit gfui“. Bevor der neue Ölfilter angeschraubt wird, soll der darin liegende Dichtring aus Gummi mit Öl benetzt werden. Da es an altem, aber hierfür ausreichenden Schmierstoff nicht mangeln sollte, einfach mit Öl aus dem Auffangbehälter bestreichen und den Dichtring wieder bündig an den Filterrand drücken. Danach auch hier zunächst mit der Hand und dann mit Gefühl anschrauben. Es sollten vier bis viereinhhalb Umdrehungen sein. Wer den Ölfilterschlüssel mit einem Drehmomentschlüssel kombinieren kann: Hier sind es 11 Nm.

Ölfilter zunächst handfest, dann mit Ölfilterschlüssel festschrauben

Eintrichtern und Kontrollfahrt

Wenn unten wieder alles gesäubert und verschlossen ist, geht es an die Oberseite des luftgekühlten Aggregats. Um Undichtigkeiten besser erkennen zu können, würde ich den Motorschutz jetzt noch nicht anschrauben. Ein wichtiger Hinweis für alle, die zum ersten Mal das Öl wechseln: Füllmenge 4 Liter heißt nicht, dass jetzt 4 Liter eingefüllt werden. Die komplette Menge bekommt man nicht heraus. Daher: erstmal „nur“ 3 bis 3,5 Liter einfüllen. Die BMW-Werkstattanleitung gibt hier schlicht die Empfehlung, auf „MAX“ aufzufüllen, was nicht falsch ist, aber an dieser Stelle nicht messbar ist. Zunächst aber zum Einfüllen: Hier empfehle ich einen Trichter und / oder etwas Geduld. Wenn etwas daneben geht, nicht schlimm, aber ständig das an der Zylinderkopfhaube herunterlaufende Öl wegwischen muss auch nicht sein. Manche Ölkanister verfügen mittlerweile auch über einen ausziehbaren Rüssel, der das passgenaue Einfüllen erleichtert. Ebenso kann die Skala am Kanister genutzt werden, ansonsten halt ein Messbecher.

Die Öffnung ist kleiner, als man denkt. Ein Trichter verhindert auch hier unnötige Sauerei

Ist die Menge eingefüllt, kann der Ölkanister zunächst verschlossen werden. Falls zu viel eingefüllt wurde (beispielsweise der komplette Kanister), sollte das Öl im Zweifel lieber mit einer Spritze abgesaugt werden oder die Ablassschraube nochmal geöffnet werden. Ärgerlich, aber besser jetzt, als später. Ich spreche da aus Erfahrung. Man kann sicherlich darüber diskutieren, wie viel Öl zu viel ist, oder man kann sich das ungute Gefühl einfach sparen. Jetzt aber zum letzten Schritt: Um den Ölstand korrekt beurteilen zu können, muss der Motor wieder warm sein, soll also ein paar Minuten laufen. Während die Boxermusik ertönt, am besten nochmal einen Blick mit der Taschenlampe auf Ablassschraube und Ölfilter werfen, ggf. auch ein sauberes Tuch unterlegen. Hier sollte jedoch alles trocken bleiben. Nach dem Probelauf und kurzer Wartezeit liegt der Ölstand dann meist am Minimum. Dann kann gemäß der BMW-Anleitung aufgefüllt werden. Aber…

Das Bullauge nach dem Probelauf beobachten (Differenz zwischen Min und Max: 0,5 Liter)

… da mir diese Vorgehensweise nicht genau genug ist und ich Motoren ungern minutenlang im Leerlauf grummeln lasse, fahre ich jetzt ähnlich wie vor dem Ölwechsel eine kleine Runde (je nach Temperatur zehn bis 20 Kilometer) mit einem gut verpackten Ölkanister im Gepäck. Die Temperaturanzeige im Cockpit hilft bei der Einschätzung. Dann einfach kurz anhalten, Motorrad auf den Hauptständer, kurz warten und das Ölschauglas kontrollieren. Gut möglich, dass man mit den eingefüllten 3 bis 3,5 Litern schon voll im Soll liegt. Wenn nicht, mit kleinen Schlücken auffüllen. Fertig.

Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr. Ein gewisses Grundwissen und entsprechendes, fahrzeugspezifisches Werkzeug (insbesondere Torx) werden vorausgesetzt. Für Wartungsarbeiten empfehle ich grundsätzlich auch die entsprechende BMW-Wartungs-DVD oder eine modellspezifische Reparaturanleitung.

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