- Abschnitt: Ancona – Palazzo
- Strecke: 78 Kilometer
- Fahrzeit: 13:00 bis 14:15 Uhr
- Motto / Idee des Tages: Oh, wie schön ist Panama
- Lied des Tages: Gurr – Breathless
Gegen halb 8 kann ich nicht mehr schlafen, zur Bestätigung werfe ich einen Blick in Richtung der runden Fenster. An den Stellen, an denen kein Vorhang die Sicht versperrt, leuchtet es hellblau. Ich setze mich in den Pullman-Sitz und surfe gelangweilt auf Wikipedia. Mein Fährkumpan Martin wacht kurze Zeit später auf, nach der Durchsage für das Frühstück stehen die verstreuten, mal auf dem Sitz, mal auf dem Boden schlafenden Passagiere langsam auf und wackeln Richtung Toilette.

Das war mein Bett
Wir gehen ein Deck höher und holen uns ein kleines Frühstück. Am Eingang lachen wir noch über das angebotene Continental-Breakfast für 6,50 Euro. Inklusive: 2 Semmeln, Käse, Schinken, Yoghurt, Kaffee und noch ein paar Kleinigkeiten. Schlau wie wir sind, wählen wir ein kleineres Frühstück, in meinem Fall 2 Semmeln, vier Scheiben Käse, ein Croissant, ein kleines Wasser und ein Kaffee. Als ich die Rechnung über 11 Euro sehe, lache ich nicht mehr. Anek Lines lässt auch keine Gelegenheit aus, einen zu verarschen. Martin zahlt über 16 Euro für ein Premium-Omelett, Kaffee und Kiwi-Yoghurt. Wir haben noch mehr Verspätung und ich stelle meine Uhr wieder eine Stunde zurück, was sozusagen noch mehr Wartezeit auf der mittlerweile wieder ziemlich langweiligen Fähre bedeutet. An Deck treffen wir nochmal einen der Africa Twin Fahrer, mit dem wir uns auch nett unterhalten. Bald kommt Ancona in Sicht, was ich neben der Lage auch an dem orange-weißen Kran erkenne. Das Meer ist so glatt wie ein Weiher und ich stelle mir vor, wie sich die Crew über unsere verzweifelten Blicke gewundert hat, als wir keine Ösen für Spanngurte gefunden haben.

Hallo Ancona
Erst nach dem Anlegen werden wir zu den Parkdecks gelassen, da wir andere Treppen nehmen als gestern, verlieren Martin und ich uns im Gemenge und finden uns mit verwirrten Blicken irgendwo in der Mitte wieder. Bei Deck 3 (oder 4?) bin ich mir fast sicher, der Ausgang wird jedoch von einem Lkw-Anhänger verdeckt. Da ich nicht länger warten will und mir recht sicher bin, quetsche ich mich also zwischen Bordwand des Anhängers und Bordwand des Schiffs und hoffe, dass der Laster jetzt nicht losfährt. Weiter hinten sehe ich dann die Motorräder, die tatsächlich mit untergelegten Keilen zumindest etwas gesichert waren. Im Abgas der rückwärts rangierenden Lastern packen wir unser Gepäck und verabschieden uns, bevor ich eine Lücke zwischen den Lkw abpasse und wieder festen Boden unter die Räder bekomme. Ich werde mich bestimmt an unsere Abmachung halten und mich melden, wenn ich mal meine lange geplante Tour in den Böhmerwald umsetzen möchte. Es war wirklich eine Premiere jemanden auf der Reise kennen zu lernen, der nicht nur blöd daherredet. Wir haben uns gut über das Motorradreisen unterhalten, wie man solche Urlaube eben genau nur mit einem Motorrad macht, dass man viel zu viel dabei hat und vieles nur dabei hat, um es festzuhalten (Kameras und Laptop).

Martin und seine 1200 Adventure
Wir treffen uns für ein letztes Mal auf der Ausfahrt am Hafen, bis er Richtung Autobahn abrauscht und ich die Schnellstraße Richtung Jesi nehme. Ab Jesi fahre ich nach mir bekannten Ortsnamen, nach einer halben Stunde ist bereits Arcevia angeschrieben.

Zurück in den Marken
Auf dem Weg nach Palazzo halte ich kurz am Il Rustico, wo mich die Kellnerinnen und der Wirt mittlerweile kennen. Letztes Mal war schlechtes Wetter und wir hatten schon gekocht, ich erfahre aber, dass heute auch zu ist. Ich nehme die Schotterstraße zurück und fahre die letzten Meter Richtung Palazzo. Ungewohnt, mal aus dieser Richtung anzukommen, aber auch schön.

Bisschen Schotter auf dem Weg zum Il Rustico
Sofort nach der Ankunft setze ich einen Gedanken fort, den ich gestern Abend hatte und irgendwann auf Pause gesetzt habe. Ich fühle mich sofort so wohl, dass ich gleich überlege, noch einen Tag länger hier zu bleiben, womit ich außerdem noch beim Il Rustico essen kann, das morgen wieder geöffnet ist. Oder sollte ich wie geplant weiterzufahren, um Samstag Nachmittag in Stuttgart zu sein? Aber ist es wirklich so wichtig schon Samstag statt Sonntag zuhause zu sein? Eben. Ich bleibe hier, koche mir heute Abend etwas und fahre morgen einkaufen und vielleicht nochmal an den Strand. Meine Wäsche habe ich ebenfalls gleich gewaschen, sie ist nach ein paar Stunden schon komplett trocken. Der Nachteil ist, dass ich an den restlichen Tagen doch etwas länger fahren muss als geplant. Aber das ist ok, die letzten Tage habe ich ja wirklich kleine Tagestouren gehabt. Es ist schon verrückt, jetzt wieder hier zu sein, aber ich fühle mich schon fast wieder wie zuhause. Damit war der ganze Urlaub nicht so abenteuerlich wie gedacht, aber an Bord hatten wir dieses Thema auch schon. Und wir waren uns einig, dass man froh sein muss, überhaupt reisen zu können.