And now for something completely different – die Bahn und ich. Seit gut zehn Monaten nutze ich eine Bahncard 50. Wer mich jetzt bemitleiden möchte, kann aufatmen. Ich fahre immer noch gerne Bahn, aber es kommt immer darauf an.

„IhrenäkstenAnschlüsse…der IC5421 nach München auf Gleis…8,sowiederIC359überVaihingenEnzundKarlsruhe“
Worauf es ankommt? Die alles entscheidenden Fragen sind Startbahnhof und Zielbahnhof. Alles zusätzliche davor und danach kann eine Reise mit der Bahn zu einem großen Abenteuer anwachsen lassen. Mit der Pendlerei zwischen Nürnberg, Stuttgart, Freising und Freiburg (in beliebiger Kombination) hatte ich da schonmal gute Voraussetzungen. Meistens waren es dann höchstens ein paar U-Bahn-Stationen, teilweise konnte ich auch zu Fuß laufen. Da sich die „Überlegung Bahn“ ja grundsätzlich am Auto messen muss, hatte ich in dieser Hinsicht ebenfalls Glück. Denn die Fahrt mit dem Auto hätte meistens genauso oder ähnlich lange gedauert. Das war auch einer der Auslöser, denn die Autofahrten nach Stuttgart waren schon nervig, aber über vier Stunden nach Freiburg? Dazu kam der andere Auslöser: Bachelorarbeit. Also im Idealfall acht Stunden am Wochenende im Auto sitzen? Oder neun Stunden am Wochenende unterwegs sein, von denen man im Idealfall acht Stunden zum Lesen und Recherchieren nutzen kann? Das ging zwar nicht bei jeder Fahrt, aber bei den meisten. Aber auch hier ist die Verbindung, vulgo Auslastung entscheidend. Auf den Strecken, die ich gefahren bin oder fahre, brauche ich nie eine Reservierung. Nur zu bestimmten Uhrzeiten oder bei Ersatzzügen gibt es Abschnitte, die man stehend verbringt. Aber ansich ist das Reisen mit Intercity und ICE sehr komfortabel, selbst in der Zweiten Klasse. Die etwas leereren Abteile und die etwas größere Beinfreiheit rechtfertigen für mich übrigens nicht den Aufpreis für die Erste Klasse. So kosten Hin- und Rückfahrt um die 50 Euro pro Wochenende. Dabei ist dann ein sogenanntes Flexticket, mit dem ich flexibel bei der Zugauswahl bin und auch noch ein Nahverkehrsticket mit drin habe. Die Bahncard kommt halt einmal jährlich noch dazu, zuletzt waren es 255 Euro. Wo es schon ums Geld geht: Man kann sich das Bahnfahren meiner Meinung nach schön- oder schlechtrechnen. Für mich überwiegen nach wie vor die Vorteile, die vor allem im hohen Reisekomfort liegen und in der Möglichkeit, während der Fahrt arbeiten, schlafen, Videos anschauen oder Podcasts hören zu können. Vor allem muss ich mir keine Gedanken um einen Parkplatz machen, aber auch das Autofahren ansich nervt mich eigentlich nur noch.

Nicht ganz wie in der Werbung, aber ok
Bahnfahren nervt dagegen nur ab und zu. Vor allem wenn man einen Termin hat, oder Mitreisende, die ihre übergroßen Rollkoffer nicht im Griff haben. Ich habe eine Aversion gegen die Dinger entwickelt. Leider musste ich letztens für einen Termin in Paris selber einen mitnehmen… Aber wirkliche Pannen hatte ich in dieser Zeit vielleicht drei Mal, die dann mal 90, mal 120 Minuten Verspätung bedeutet haben. So ist das halt, aber normalerweise gibt es immer irgendeine Verbindung, die dich Nachhause bringt. Wie gesagt, es hängt eben immer von der Verbindung und vom Tag ab, und vielleicht gehört auch manchmal etwas Glück dazu. Manchmal hast du eben auf der kompletten Reise einen super Sitzplatz und eine ruhige Fahrt, und manchmal rennst du zum Anschlusszug, in dem du dann für eine Stunde einen Stehplatz bekommst. Zu 90 Prozent trifft bei mir das erstere zu… Da mag dann auch etwas verschwendete Lebenszeit dabei sein, aber zumindest deutlich weniger, als im Auto oder Bus. Und eines wird für mich nie langweilig: Der Moment, in dem man vom Bahnsteig in den Zug steigt.
Zum Abschluss noch ein paar meiner gesammelten Weisheiten…
- Im Idealfall ganz vorne bzw. ganz hinten einsteigen – die meisten Leute sind faul und laufen nicht so weit, ODER sie laufen im Zug nach vorne. Was genauso dämlich ist. Ein guter Indikator sind die Wagenstandsanzeiger, die anzeigen, wie lange der Zug ist.
- Ein Rucksack und eine kleine Tasche sind für mich das Maximum an Gepäck, alles andere finde ich schon relativ stressig.
- Unbedingt (große) Kopfhörer und MP3-Player/iPod/Discman/Walkman mitnehmen.
- Die DB-App ist wirklich gut und sehr umfassend.
- Die „Auslastungsanzeige“ bei der Buchung ist mit Vorsicht zu genießen.
- Bordrestaurant ist ok aber relativ teuer (auf Kaffee bezogen).
- Früh buchen kann sich lohnen, die Sparpreise sind kurzfristig oft nicht mehr zu haben. Manchmal gibt es aber gerade kurz vor dem Reisetag noch Spartickets.
- Zugbindung (bei Spartickets) gilt nur für die Fernverkehrszüge (sprich ICE und IC), die Strecke muss jedoch eingehalten werden
- WLAN gibt es mittlerweile im ICE und IC, taugt sogar um zu Arbeiten.
- Auch mit WLAN: Zugfahren ist eine gute Gelegenheit für Zeitschriften und Bücher.
Morgen fahre ich wieder mit der Bahn, um 6:46. Toi toi toi…