After Action Report – Italien 2017

Eine kleine Nachbereitung meiner Italien-Reise. Was hat gut funktioniert, und was kann beim nächsten Mal ruhig daheim bleiben?

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Das Motorrad…

  • … ist vielleicht auf den ersten Blick ungeeignet für Touring auf Straßen. Als 50/50 – Alleskönner ist sie für mich dennoch das perfekte Motorrad. Da ich alleine unterwegs war, bin ich auch nicht Gelände gefahren. Und auf kurvigen Landstraßen macht auch eine leichte Enduro viel Spaß.
  • Ich habe weder Leistung noch mehr Zylinder vermisst. Geschwindigkeiten über 130 gehen zwar, aber sind eigentlich völlig uninteressant.
  • Der kleine Tank sorgt halt für häufige Zwangspausen, ab 170-180 Kilometern sollte man nach einer Tankstelle Ausschau halten. Trotzdem ist die G 650 sehr sparsam – von 3,2 bis 3,8 Liter je 100 Kilometer.
  • Die Sitzbank wird nach guten 1 einhalb Stunden unangenehm, für den Alltagsbetrieb reicht es aber. Ich überlege trotzdem sie z.B. zu KAHEDO zu schicken.
  • Die Karoo 3 Reifen waren, ohne Frage, nicht sinnvoll. Ich hatte sie aber gerade neu aufgezogen. Sie sind laut, vibrieren ordentlich und sind nun auch schon ziemlich abgefahren. Für Gelände also auch nicht mehr wirklich geeignet. Dennoch kann man mit den Reifen ordentliche Schräglagen fahren. Da setzt der Fahrer eher die Grenzen. Bei Nässe muss man halt vielleicht noch einen Ticken vorsichtiger fahren als mit normalen Reifen. Ich möchte mir langfristig einen zweiten Radsatz für hauptsächliche Straßentouren anschaffen. Einen dann z.B. mit Metzeler Enduro 3 und einen anderen mit Geländereifen, eine Ecke schärfer als TKC 80 oder Karoo 3, also zum Beispiel Mitas E 09.
  • Die Heizgriffe waren sehr viel wert. Im Winter möchte ich die Kabel noch ordentlicher verlegen.
  • Die Gepäckbrücke war sehr praktisch. Für einen Urlaub mit Zelt und Schlafsack müsste ich aber einen Gepäckrahmen anschaffen.
  • 100 % zuverlässig. Ich hatte keine einzige Panne. Nur die Ventilkappe des Luftfederbeins hat sich irgendwie verselbstständigt.

Die Taschen…

  • Haben ihren Zweck gut erfüllt, alles ist trocken geblieben. Alles war relativ schnell abnehmbar, schnell aus- und wieder eingepackt. Sehr übersichtlich.
  • Die 30 Liter der Gepäckrolle habe ich voll ausgenutzt. Teilweise musste ich die Tasche mit den Spanngurten ganz schön zusammenschnüren.
  • Der Tankrucksack ist klein, bietet aber Platz für das Wichtige. Außerdem lässt er sich etwas erweitern. Durch die kompakte Maße stört er nicht beim Fahren.
  • Die Hecktasche war praktisch für alles, was am Motorrad bleiben konnte. Für Einkäufe immer praktisch ein kleines Extravolumen zu haben.
  • Um eine ebene Auflage für die Rolle zu haben, habe ich Regenjacke und -hose vor die Hecktasche gespannt. Hat auch gehalten und wurde nicht geklaut.
  • Eine kleine Umhängetasche dabei zu haben, war für Einkäufe oder Ausflüge zum Strand sehr praktisch. Besser als überall mit Tankrucksack rumzulaufen.

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Das Gepäck…

  • Alles hatte nach ein paar Tagen seinen Platz und seine Funktion. Insgesamt war ich sehr zufrieden mit meinem leichten Gepäck.
  • Ein oder zwei T-Shirts / Unterhosen / Paar Socken weniger wäre auch ok gewesen. So musste ich halt nur alle paar Tage waschen und ich hatte den Platz.
  • Das Kettenschloss habe ich nur einmal benutzt. Aber man weiß ja nie, wie die Parkmöglichkeiten sind.
  • Die Kopfhörer sind das einzige, das ich nie benutzt habe.
  • Ich habe mich sehr verschätzt, was die Temperaturen angeht. Thermo-Innenfutter und weniger luftige Handschuhe wären ideal gewesen. Konnte ich durch Griffheizung und Überziehhandschuhe teilweise ausgleichen. Ebenso war die luftige Motorradhose vielleicht etwas zu luftig. In Mittelitalien waren die Klamotten aber sehr angenehm.
  • Laptop statt Tablet mitzunehmen war sehr praktisch, da man einfach viel flexibler ist und gleichzeitig aufgenommene Bilder sichern kann.

Navigation…

  • Am Anfang habe ich mich mit den Tagestouren sehr übernommen. Gegen Ende haben sich 190 – 250 Kilometer pro Tag als gutes Maß herausgestellt.
  • Ein Kartenfach am Tankrucksack ist sehr viel wert, aber das haben glaub ich mittlerweile alle…
  • Ein Navi sollte, für den Notfall, immer Platz finden. Aber auch ein Navi kann sich irren. Unbedingt Ladekabel mitnehmen.
  • An der Sertao hatte ich das Navi übersichtlich in einer Halterung hinter der Scheibe, inklusive Anschluss ans Bordnetz. Ging jetzt aber auch so.
  • Die große Karte (1:800 000) war für einen Überblick sehr gut, klar, für die tagesweise Navigation per Karte aber nur eingeschränkt nutzbar.
  • Die Norditalienkarte (1:400 000) bot einen guten Überblick und half trotzdem sehr, durch kleine Dörfer zu navigieren.
  • Als zu viel des Guten würde ich regionale Karten (z.B. nur Toskana) bezeichnen. Sie sind zwar noch detaillierter, aber ich hätte für jede Region eine Karte dabei haben müssen. Wenn man eine längere Rundreise plant, würde ich daher den oben beschriebenen Mittelweg wählen.

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Fazit

Insgesamt war der Solo-Urlaub für mich ein gemischtes Erlebnis. Ich habe für mich festgestellt, dass ich vor allem mit der Flexibilität nicht allzu viel anfangen kann. Die ursprüngliche Vorstellung, ohne Plan bis zum Ende des Tages zu fahren, um sich dann ein Hotel zu suchen war schnell überholt. Genauso wie es mir schwerfällt, spontane Pausen zu machen, spontan in eine Bar zu gehen oder mir alleine Städte oder Sehenswürdigkeiten anzusehen. So hatte ich das Gefühl, eigentlich nur durch Italien durchzufahren. Was zweifelsohne auch etwas für sich hatte. Die wenigen Gelegenheiten, bei denen ich mich unterhalten habe, haben mir ebenfalls viel Spaß gemacht. Etwas italienisch zu können hilft da ungemein, auch wenn mittlerweile viel Englisch gesprochen wird. Konsequent italienisch zu reden schien mir jedesmal sehr geschätzt zu werden, ich denke dass die Gespräche auf Englisch weniger herzlich und persönlich verlaufen wären. Das kann aber auch Einbildung sein.

Wo die Theorie auch die Praxis überstanden hat, und was mir sehr viel Spaß gemacht hat, war das Reisen mit dem Motorrad und dem damit verbundenen Verzicht auf „Luxus“. Da steht das Motorrad, linke Hand Tasche, rechte Hand Helm und Tankrucksack. Fertig.

Wenn es nicht anders geht, würde ich wieder alleine verreisen statt daheim zu bleiben. Aber ich denke dass für mich die Vorteile einer Zweier oder Dreiergruppe überwiegen. Alleine das herausgefunden zu haben, war die Reise schon wert.

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