Ölwechsel an der G 650 X

Ein regelmäßiger Ölwechsel ist wichtig und neben Warm- und Kaltfahren eine der wenigen Maßnahmen, um die Lebensdauer eines Motors zu verlängern. Bei den 650er-Einzylindern von BMW ist das Thema aufgrund der Trockensumpfschmierung mit separatem Öltank nicht ganz trivial. Dennoch ist der Ölwechsel auch für Laien ohne Werkstattbesuch machbar. Dass es nur wenige Anleitungen im Netz gibt und es Reparaturbücher allenfalls für die 650 GS gibt, waren Anlass für diesen Beitrag. Wer sich über die unterschiedlichen Böden und Werkstätten wundert: Dieser Beitrag wurde mittlerweile mehrfach überarbeitet. Ich habe übrigens diese Anleitung als Grundlage genutzt, aber auch die BMW-Wartungs-DVD gibt genaue Vorgaben. Eine Zusammenfassung auf einer Seite (ohne Bilder!) gibt es hier zum Download.

Das wird benötigt. Für das Foto vergessen aber auch wichtig: 7er Nuss, Trichter, Auffangbehälter

Das wird benötigt:

  • Genug Platz und Zeit (ich brauche mit gemütlichem Tempo und genauem Arbeiten nach wie vor 1,5 bis 2 Stunden für alles)
  • Werkzeug: 12er Maulschlüssel, Ratsche mit folgenden Nüssen/Bits: 24,7,TX30, 4er Innensechskant
  • Auffangbehälter, Alufolie/Getränkedose und einen Benzinschlauch o. ä., Trichter
  • 2,3 Liter Motoröl (siehe Handbuch, z.B. 15W50, Hauptsache JASO MA2 / API SF bis SH Norm)
  • Ölfilter (Mahle OX 119), O-Ring und Kupferdichtring (24 x 30 x 1,5)

Erste(r) Schritt(e): Warmfahren. Und Werkzeug vorbereiten…

Öl wird grundsätzlich „warm“ abgelassen, der Motorrad-Stammtisch weiß, dass nur so Schwebstoffe herausgespült werden und sich nicht wieder absetzen sollen. Je nach Außentemperatur sollten dafür gute 15 bis 30 Minuten (Anhalt: zehn bis 15 Kilometer) reichen. Theoretisch kann man den Motor auch so lange im Stand laufen lassen, bis der Lüfter anspringt. Wenn es geht, würde ich warmfahren immer bevorzugen. Davor sollte man schon mal alles herauskramen, was man für den Ölwechsel braucht. Vor allem das ungewöhnliche und mitunter noch zu bastelnde Zubehör, wie z. B. Schlauch oder Ablaufblech. Ablaufblech? Ja, einfach weiterlesen. 😉 Da immer ein paar Tropfen daneben gehen können, sollte der Boden mit Zeitungspapier, Papiertüchern oder gar einer Ölbindematte („Profilösung“) bedeckt werden.

Zweiter Schritt: Zwei Mal Öl raus

Das Altöl wird gemäß der BMW-Wartungsanleitung zunächst aus dem Öltank abgelassen. Ob die Reihenfolge wirklich eine Rolle spielt, kann ich nicht beurteilen. Die seitliche Verkleidung muss dafür nicht entfernt werden, aber das folgende Bild zeigt ganz gut, warum viel Schmierstoff im Öltank lagert. Was in jedem Fall runter muss, sind die Sitzbank und der im Öltank eingeschraubte Ölmessstab. Wer damit noch keine Bekanntschaft gemacht hat, möge die Bedienungsanleitung zu Rate ziehen.

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Öltank, linke Fahrzeugseite.

Jetzt sind Kreativität oder ein passender Schlauch gefragt. Die Ablassschraube befindet sich am Öltank „rechts unten“. Ich verwende dafür immer eine ausrangierte Benzinleitung eines Zweiventil-Boxers, die nahezu bündig aufsteckbar ist. Darunter stopfe ich immer noch ein Papiertuch, um besser sehen zu können, ob der Schlauch auch bündig sitzt. Beim Aufdrehen der Ablassschraube kann sich der Schlauch schon mal mitdrehen und leicht abrutschen. Mittlerweile weiß ich: Zumindest hier kann man komplett sauber arbeiten. Wenn ihr nur einen kurzen Schlauch habt, könnt ihr den Auffangbehälter auch höher stellen. Ein paar Tropfen tun Rahmen oder Schwinge nicht weh, aber es muss nicht sein.

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Der Schlauch sollte gut abdichten. Obacht beim Aufstecken: Der Krümmer ist vermutlich noch heiß

Danach kann die Schraube mit einem 12er-Maulschlüssel geöffnet werden und das Öl sollte langsam abfließen. Weil sich dabei der Schlauch etwas mitdrehen kann, weiterhin darauf achten, dass er bündig sitzt. Wenn nichts kommt, nochmal checken, ob der Ölmessstab ausgeschraubt ist. Ich drehe immer etwas vorsichtig auf, da kann es schon gut zehn oder 15 Minuten dauern, bis es nicht mehr fließt und das Öl nur noch tröpfelt. Idealerweise hält der Schlauch ohne eure Hilfe, die Zeit kann man dann nutzen, um schon mal das nächste passende Werkzeug bereit zu legen. Wenn der Schlauch lang genug (oder die Auffangwanne breit genug) ist, könnt ihr natürlich auch schon das Öl unten am Motor ablassen. Spart etwas Zeit.

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Aderlass

Wenn nix mehr herausläuft, könnt ihr die Ablassschraube (mit Gefühl) wieder schließen. Danach den Bereich noch einmal säubern und darauf achten, dass der Gummistopfen wieder komplett aufsitzt. Dieser springt gerne mal von seinem Platz.

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Bitte nicht verlieren

Danach geht es klassisch weiter und an die Unterseite des Motors. Den Auffangbehälter oder die Schüssel nehmen wir selbstverständlich mit und positionieren sie unter die Ablassschraube. Hier wird eine Ratsche mit 24er-Nuss benötigt. Obacht – das Öl ist unter Umständen noch zu heiß, um das mit der Hand zu machen. Eine Bemerkung für die, die das zum ersten Mal machen: Nicht erschrecken wenn der erste warme Schwall über die Finger fließt und die Ablassschraube festhalten! Ich spreche aus Erfahrung und durfte die meines damaligen 3er BMWs später aus der Schüssel fischen… Aber klar, lieber fallen lassen, als sich die Finger verbrühen. Da viele Werkstatthandschuhe nicht „öldicht“ sind, empfehle ich vor allem an dieser Stelle entsprechend dicke und dichte Einmalhandschuhe.

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Mit der Hand gehen die letzten Umdrehungen deutlich gefühlvoller

Während das Öl noch herausläuft, kann man schon mal die Ablassschraube reinigen. Den feinen Metallabrieb einfach mit einem Tuch wegwischen. Wenn an dieser Stelle größere Späne, Plastikpartikel oder sonstwas sichtbar sind, ist irgendwas nicht ganz in Ordnung. Die Kupferdichtung (der Ring) sollte erneuert werden, notfalls geht die alte Dichtung aber sicherlich auch nochmal. Wie so oft beim Thema Öl ist das eine Glaubensfrage, ich halte mich an das Austauschen, da ich es erstens nicht besser weiß und es zweitens nur ein paar Cent mehr kostet.

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Vor und nach dem Abwischen

Wenn nichts mehr aus dem Motor tröpfelt, das Gewinde nochmal mit einem Papiertuch abwischen und die Ablassschraube wieder eindrehen. Zunächst mit der Hand, dann (mit Gefühl) mit der Ratsche. Wer sich (wie ich) nicht auf sein Gefühl verlassen will, nutzt einen Drehmomentschlüssel und zieht sie gemäß BMW mit 40 Newtonmeter fest. Auch hier nochmal alle Ölspritzer ringsherum entfernen, damit lässt sich später wesentlich schneller feststellen, ob irgendwas undicht ist.

Dritter Schritt: Seitenwechsel für den Ölfilter.

Für den letzten Akt der Altölentsorgung geht es auf die andere Seite des Motors. Um eine bessere Zugänglichkeit zu erreichen, müssen Bremsflüssigkeitsbehälter und Spannungsregler weichen. Es mag auch so gehen, die Zeitersparnis ist den Ärger aber sicher nicht wert. Hierfür benötigt ihr einen 4er- Inbusschlüssel und eine 7er-Nuss. Wenn beides aus dem Weg ist, bietet das außerdem mal wieder eine Gelegenheit, hier etwas Dreck zu entfernen… Spätestens jetzt ist wieder Bastelzeit. Ob mit einer Dose, einer aufgeschnittenen Plastikflasche oder Alufolie (wie in der Anleitung, die ich genutzt habe): Im Ölfiltergehäuse befindet sich noch genug Öl, das kontrolliert abfließen sollte. BMW-Mechaniker verwenden dafür ein spezielles Ablaufblech. Soll aber Berichten im Foren nach zu urteilen auch nicht sauberer arbeiten und das viele Geld demnach nicht wert sein (danke an den, der es ausprobiert hat…). Zuletzt habe ich einen Pappkarton benutzt, den ich mit Panzertape beklebt habe. Wo ein Wille ist, ist ein Weg.

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Auch hier schaden etwas Küchenrolle oder ein Lappen nicht, um die Stellen abzudichten, wo keine Alufolie hinkommt.

Bevor ihr die drei Schrauben (30er Torx) des Ölfilterdeckels entfernt, solltet ihr nach dem ersten Lösen gleich mit ein oder zwei Fingern gegen den Deckel drücken. Sonst läuft schon jetzt etwas Öl raus und durch die schräge Lage des Motorrads auch seitlich runter. Hier warten nochmal einige Milliliter, die ebenfalls über großes Einsaupotenzial verfügen. Ich habe auch nach mittlerweile sechs Ölwechseln noch keine Methode gefunden, die hundertprozentig sauber ist. Etwas Öl suppt immer zwischen Ritzel und Motorgehäuse herunter. Ich nehme mittlerweile einen Schnellreiniger, um das hinterher so gut wie möglich aufzuwischen.

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Vor dem Lösen der drei Schrauben noch den Deckel anpressen

Nachdem alle drei Schrauben entfernt und der Deckel abgenommen sind, fließt ein Großteil des Öls nun hoffentlich in den Auffangbehälter. Wenn eure 650er nicht auf einem Scherenheber o. ä. (Heißt: auf dem Seitenständer) steht, könnt ihr die Maschine jetzt nochmal leicht nach rechts kippen. Danach ist der Filter dran. Wenn er etwas fest sitzt, nicht gegen das Ölfiltergehäuse heraushebeln sondern einfach die Filterpatrone mit einer Zange greifen und herausziehen.

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Alufolie unbedingt festhalten, auch beim Kippen

Den alten Filter packt ihr am besten gleich in eine Plastiktüte, da er sonst binnen Minuten alles vollsuppt.

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Der alte Ölfilter

Der schwarze Dichtring aus Gummi, der im Deckel liegt, sollte ebenfalls ersetzt werden. Vorher mit etwas Öl benetzen. Falls ihr vergessen habt Ersatz zu bestellen, wird es der alte O-Ring natürlich auch nochmal tun.

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Einfach auszuwischen

Vor dem Einsatz des neuen Filters kann das verbliebene Öl ausgewischt werden. Auch der neue Filter sollte etwas mit Motoröl bestrichen werden, bevor er eingesetzt wird.

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Fast fertig…

Jetzt wird der Deckel wieder aufgeschraubt, dabei wie üblich alle drei Schrauben über Kreuz anziehen (max. 10 Nm) und nicht eine nach der anderen festknallen. Anschließend können Bremsflüssigkeitsbehälter und Spannungsregler wieder angeschraubt werden. Und das Öl aufgewischt werden, das nicht über die Alufolie abfließen wollte.

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Das Öl sammelt sich gerne am Motorschutz

Vierter Schritt: Überprüfen.

Alles was links, rechts oder oben aufgeschraubt oder gelöst wurde, muss spätestens nun wieder festsitzen. Also: Ablassschraube am Öltank, Ölablassschraube am Motor, drei Schrauben am Ölfilterdeckel, eine am Bremsflüssigkeitsbehälter und zwei am Spannungsregler. Ausnahme ist der Ölmessstab, denn da kommt erst frisches Öl rein.

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Bereit zum Auffüllen

Fünfter Schritt: Neues Öl einfüllen.

Die Gesamtfüllmenge beträgt 2,3 Liter. ABER: Wie bei jedem Motor bekommt man selten das gesamte Öl aus dem Motorrad. Das sollte man beim Auffüllen im Hinterkopf haben. Wie das Ablassen verlangt die Trockensumpfschmierung auch beim Einfüllen nach einer gesonderten Behandlung. Für die sogenannte Vorfüllung gibt BMW 1,7 Liter an. Da die meisten Ölflaschen über eine Skala verfügen, lässt sich das leicht ablesen. Alternativ hilft ein Messbecher.

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Praktisch

Auch mit Trichter besteht hier ein gewissees Sauereipotenzial. Hier spreche ich vielleicht ebenfalls aus Erfahrung. Im Zweifel erstmal langsam einfüllen! Ölflaschen mit integriertem Schlauch sind da etwas anwenderfreundlicher.

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Mit Gefühl einfüllen

Mit den angegebenen 1,7 Litern ist der Öltank in der Regel fast voll. Nachdem der Deckel (Messstab) eingeschraubt ist, soll der Motor gestartet werden und etwa 30 Sekunden laufen. Während dieser Zeit könnt ihr nochmal an allen nun bekannten Stellen prüfen, ob Öl austritt. Sollte nicht der Fall sein. Das frische Öl wird dann von der Ölpumpe verteilt. Ein prüfender Blick in den Öltank zeigt, dass nun wieder viel Platz ist. Jetzt kann der Rest (aber maximal 0,6 Liter!) aufgefüllt werden. Diese Menge hängt davon ab, wie viel Öl ihr überhaupt herausbekommen habt. Es bietet sich an, zunächst die zweite Ölflasche zu leeren, damit sind zwei Liter eingefüllt. Nach meinen Erfahrungen der letzten Ölwechsel war der Ölstand danach genau im Soll. Trotzdem habe ich bei der ersten, längeren Kontrollfahrt nach dem Ölwechsel immer eine Flasche Öl als Reserve dabei.

Bevor ihr aber nun zur „Kontrollfahrt“ startet, an dieser Stelle nochmal eine Wiederholung der durchaus nicht ganz trivialen Prüfung des Füllstands: Motor warmfahren, Motor aus, Motorrad gerade stellen, Ölmessstab herausschrauben, abwischen, einschrauben, ausschrauben, abmessen. Laut Handbuch beträgt die Differenz zwischen MIN und MAX 0,25 Liter. Genau hier liegt der Knackpunkt. Bei kaltem oder nur halbwarmen Motor ist der Ölstand so niedrig, dass gerne mal zu viel nachgefüllt wird. Das ist einer der häufigsten Fehler bei den BMW-Eintöpfen, die teilweise auch von fachkundigen Mechanikern überfüllt werden. Als Faustregel: Ölstand nur bei warmen Motor messen und beim Ölwechsel auf keinen Fall mehr als 2,3 Liter einfüllen!

Übrigens: Ein Ölverbrauch war zwischen den Wechselintervallen und selbst nach 4300 Kilometern Italien und Griechenland nicht messbar. Bei sehr sportlicher Fahrweise oder im Gelände mag das anders aussehen.

Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr. Ein gewisses Grundwissen und entsprechendes, fahrzeugspezifisches Werkzeug werden vorausgesetzt. Für Wartungsarbeiten empfehle ich grundsätzlich auch die entsprechende BMW-Wartungs-DVD.

2 Gedanken zu “Ölwechsel an der G 650 X

  1. Hallo,

    vielen Dank für die super Anleitung. Eine Frage: Neben der Hauptölablasschraube gibt es noch eine Schraube für die Ölleitung bzw. den Ölleitungs Vorlauf. Kann über diese Schraube nicht auch der Öltank entleert werden oder hat diese einen anderen Zweck?

    Viele Grüße

    • Hallo Markus, die Frage kann ich dir nicht beantworten, da stecke ich zu wenig im Detail. Für mich funktioniert die beschriebene Herangehensweise ganz gut, zumal sie nicht nur in der BMW-Wartungsanleitung so ist sondern auch bei Selbstschraubern gängig ist. So zumindest mein Eindruck im G650X Forum. Beim nahezu baugleichem System der älteren F 650 GS gab es aber auch viele, die den Öltank etwas gelöst und dann seitlich gekippt und ausgeleert haben. Also Möglichkeiten jenseits der offiziellen Anleitung gibt es sicherlich viele… Gruß, Ferdinand

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