Wie jedes Jahr gab es auch 2016 viel zu sehen. Nahezu jeder Hersteller und Händler war vertreten. Exotischere Aussteller umfassten auch das Ace Cafe London, das Rolling Stone Magazine Italien und ein Hells Angels Chapter. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, was ich für besonders sehens- und fotografierenswert fand. Allerdings habe ich trotz eines kompletten Tags auf der Messe einiges verpasst oder übersehen. Daher fairerweise zuerst das, was Ihr hier nicht findet:
- Ducati Scrambler Desert Sled – Erinnert optisch an XT500 und andere frühe Enduros, dürfte aber auch jenseits der Optik für ernsthaftere Geländeausflüge taugen.
- Royal Enfield Himalayan – Die erste Enfield fürs Gelände. Rustikal-zweckmäßige Erscheinung und Enfield-typischer Charme. Schön dekorierter Messestand.
- Yamaha T7 Concept Bike – Coole Studie zur nächsten Ténéré, die auf der MT07 basieren dürfte. Erscheint frühestens 2018.
- CCM – hatte leider keinen Stand. Wäre auch zu schön gewesen.
Los ging es für mich in Halle 18 am Husqvarna-Stand. Neben den üblichen Hardenduros gefielen mir besonders die 701 (rechts), die auf der KTM 690 Enduro basiert. Wie bei anderen Herstellern schmückten auch die Schweden ihren Stand mit einem Dakar-erprobten 450er Rallye-Bike (links).
Weiter ging es zu Halle 14 und dem Stand von BMW Motorrad, wo ich gerade noch die Präsentation der G 310 GS mitbekam. Die bisher kleinste GS wird, wie ihre Roadster-Schwester, in Indien bei TVS gebaut. Ob eine geländegängigere 21″ oder gar eine Hardenduro-Variante folgt, ist derzeit fraglich.
Der mit Spannung erwarteten „Retro-GS“, die nun etwas umständlich „R nineT Urban G/S“ heißt, hätte wohl etwas mehr Federweg ebenso gut gestanden. Auf Bild Nr. 6 seht Ihr übrigens gerade K.OT bzw. Christoph von 1000 PS bei der Sitzprobe.
Die leicht überarbeiteten 2017er Versionen von F 800 GS und F 800 GS Adventure gefielen ebenso gut, wie die nun ab Werk bestellbare, deutlich sportlichere „Rallye“-Variante der R 1200 GS.
Ein paar Stände daneben hatte Touratech seine Zelte aufgeschlagen. Eine große KTM, die scheinbar direkt von der Weltreise auf den Messestand gerollt ist, spielte den Eyecatcher.
Gleiches Prinzip bei den Schweizern von Enduristan, ein paar Meter weiter. Die 990 von Mitgründer David Jenni lud ein, sich einen Katalog einzupacken.
- Michelin Desert Race auf dem Dakar-Renner von Toby Price
Bevor der große Rundgang startete, klapperte ich den KTM-Stand ab. Auch hier gab es jede Menge fürs Auge. Die neuen 1290er und 1090er (mit neuem Digital-Tacho) wurden von den immer noch schönen, alten Modellen begleitet.
Die Superdual von SWM stand wohl schon letztes Jahr auf der EICMA. Ich sah sie aber erst jetzt live. Das Paket, das dieses Motorrad bietet, wirkt in sich stimmig und steht wie abfahrbereit da. Wie die anderen SWMs dürfte auch die Superdual ein gutes Preis-Leistungsverhältnis bieten. Ebenfalls vertreten war die Hardenduro-Palette, die bis zur RS 650 R mit rund 55 PS reicht. Neben einer interessanten Studie zeigte SWM mit den 440er Pseudo-Retromodellen Silver Vase, Gran Milano und Konsorten seine asphaltorientierten Modelle.
Ein großer Stand in Halle 6 lockte mit Vespe in unverantwortlich großer Schräglage und lud mit Klassikern aus einem Jahrhundert Motorradgeschichte zum Verweilen ein. Einige der Exemplare standen zum Verkauf. Zwischendurch immer wieder zu sehen: Elektromotorräder. Hier zu sehen: eine Elektro-Enduro von Tacita.
Honda nutzte einen großen Teil seines Stands für Offroad-Bikes. Viele Umbauten zeigten eindrucksvoll, wie eine Africa Twin noch cooler aussehen kann. Mit der neuen Rallye-inspirierten Variante der CRF250 zeigen die Japaner, dass sie auch an Einsteiger, Minimalisten und Durchschnittsverdiener denken. Auch wenn sie meiner Meinung nach nicht ganz so wohl proportioniert wirkt und das Gesicht ein wenig an 1150 GS erinnert.
Yamaha präsentierte, neben der oben angesprochenen Studie, zivile und kriegsbemalte Einzylinder-Enduros. Und das obligatorische Dakar-Showbike.
HERO ist ein weiterer indischer Stammgast in Mailand. Das in Zusammenarbeit mit Speedbrain entstandene Rallye-Fahrzeug brachte Hero auch in deutsche Motorradmagazine. Die Enduro bot einen deutlichen Gegensatz zum restlichen Stand.
Die von mir mit Spannung erwartete AJP PR7. Der Stand der Portugiesen, die bisher ausschließlich im Hardenduro-Segment wildern, versteckte sich am Rand der Halle 14.
Mit der PR7, die auch bald in Deutschland zum Verkauf angeboten werden soll, steht nun das bisher größte und straßenfreundlichste Motorrad von AJP zur Verfügung. Angetrieben wird die Reiseenduro vom 600er SWM-Einzylinder, der wiederrum viele Gemeinsamkeiten mit alten Husqvarna Motoren hat. Auch die restlichen technischen Daten lassen kaum Wünsche offen. Nach Auskünften am Stand soll der Verbrauch bei rund 3,7 Liter pro 100 Kilometer liegen. Nach 400 Kilometern sollte man also nach einer Zapfsäule Ausschau halten.
Weiterhin plant AJP eine Solo-Variante ohne ABS und eine soziustaugliche Variante mit ABS. Die Frage nach ABS-Pflicht dank Euro IV blieb unbeantwortet. Auch die Inspektionsintervalle stünden wohl noch nicht fest. Sie dürften aber in der Größenordnung 3,4 oder 5000 liegen. Da geht sicherlich noch mehr. Ich bleibe also gespannt, wenn die ersten Pressefahrzeuge in den Redaktionen eintreffen. Da die PR7 rund 10 000 € kosten wird, kommt ein Fahrtest für mich leider erstmal nicht in Frage…

Ciao Milano… und bis zum nächsten Jahr!