Offtopic: Leatherman – Reparaturservice

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Es dürfte um 2000 rum gewesen sein. Mit strahlenden Augen durfte ich mir mein erstes, richtiges Taschenmesser aussuchen. Eigentlich hätte es das damalige Leatherman – Supertool werden sollen, für um die hundert Mark. Dank des Computerspiels „SWAT 3*“ musste es aber unbedingt das „Wave“ sein, das damalige Topmodell für satte 250 Deutsche Mark. Mittlerweile bietet Leatherman ja über dreizehn große Multitools und zahlreiche kleinere Modelle an.

Das Wave machte so ziemlich alles mit, was man so zwischen 11 und 27 Jahren mit einem Multitool anstellt:

  • Camping-Ausflüge (v.a. Säge, Messer und das „Brotmesser“ waren gefordert),
  • Skateboard oder Fahrrad reparieren,
  • Möbel mehr oder weniger passgenau aufbauen,
  • Computer auseinander- und zusammenbauen,
  • unzählige Biwaks und Übungen während meiner Dienstzeit,
  • und vieles mehr, wenn das passende Werkzeug mal wieder nicht zur Hand war…

Zwar gab es nie einen Grund, die 25 Jahre währende Garantie in Anspruch zu nehmen, die Klingen wurden jedoch von Jahr zu Jahr stumpfer. Auch Feile und Säge hatten mit der Zeit gelitten. Einem simplen Austausch gegen die Neuauflage des Wave schloss ich aus finanziellen und emotionalen Gründen aus. Da sich der Verkäufer das Nachschleifen nicht zutraute, blieb nur der Weg über die Leatherman Homepage.

Das Formular hinter dem Menüpunkt „Reparatur / Austausch“ war schnell ausgefüllt. Umso gespannter war ich, als das Paket nach Solingen kein Echo auslöste. Aber solange die Reparaturkosten unter dem Neuwert blieben, wäre ich schon zufrieden gewesen.

Schon ein paar Tage später füllte ein gepolsterter Umschlag meinen Briefkasten und die Hände konnten schnell die Kontur eines Multitools ertasten. Im Inneren befand sich ein frisch geöltes, nach Ballistol riechendes Wave. Bis auf die Kratzer im Gehäuse wirkte es wie neu: Alle Klingen waren geschärft, die Feile ersetzt und jeder noch so hartnäckige Dreck entfernt worden. Auf der beiliegenden „Rechnung“ war lediglich kostenfreie Reparatur vermerkt. Somit kostete mich die Generalüberholung gerade einmal das Porto.

Eine, wie ich finde, sehr erfrischende und schöne Erfahrung in Zeiten von Billigwerkzeug, kurzlebigen Smartphones und einer immer noch sehr präsenten Wegwerf-Tendenz.

Im Übrigen bieten vergleichbare Hersteller einen ähnlichen Service an, etwa Victorinox für Schweizer Taschenmesser oder Gerber.

* In SWAT 3 zählte das Messer übrigens zur Standardausrüstung, wurde mit F7 ausgewählt und wurde zum Schlösser knacken und Bomben entschärfen genutzt. Ob das auch im richigen Leben funktioniert habe ich bisher noch nicht ausprobiert…