B22 – Tag 20/21

  • Abschnitt: in und um Arcevia (Italien)
  • Zeit: /
  • Tageskilometer: 75
  • Kilometer insgesamt: 3497

Erstmal ausschlafen. Gegen 9 komme ich erst aus dem Bett, ich schiebe das auf den „Shiplag“. Ein richtiger Gasherd erhitzt die Bialetti, mein Campingkocher hat Pause. Beim Kaffee sondiere ich erstmal die Lage, suche mir auf der Karte eine schöne Rundtour zusammen, die ich dann auf dem Navi Wegpunkt für Wegpunkt plane. Hier und da stoße ich wieder auf unbefestigte Wege, was mir bei dieser Länge aber keine Sorgen bereitet. Im Gegensatz zu Albanien ist man hier nach wenigen Minuten wieder zurück im Sicherheitsnetz asphaltierter Straßen. Alternativ könnte ich heute aber auch an den Strand fahren.

Karten auf Papier und Navis ergänzen sich meiner Meinung nach perfekt

Da ich sowieso zum Einkaufen muss und sich das mit dem Strand besser vereinen lässt, entscheide ich mich für die Badehose und verschiebe die kleine Rundtour auf morgen. Statt auf den Online-Wetterdienst schaue ich einfach zum Horizont. Sieht gut aus. Konsequenterweise lasse ich die Regenjacke auch hier, obwohl sie mir in der Hecktasche meiner Jacke schon gar nicht mehr aufgefallen ist. Mit Badesachen und ansonsten leeren Koffern mache ich mich auf den Weg.

Wieder mal der Gedanke: Warum nicht einfach für eine Woche hier bleiben?

Im großen Coop kaufe ich ein paar Snacks für den Strand, aber auch genug für heute Abend und morgen. Die Kunst ist dabei, weder zu viel, noch zu wenig zu kaufen. Als ich aus dem klimatisierten Konsumtempel komme, höre ich Geräusche, die mir garnicht gefallen. Es donnert, und spätestens beim zweiten Grollen bin ich mir sicher, dass ich es mir nicht einbilde. Hinter dem Einkaufscenter sehe ich die dunklen Wolken, am Strand ist der Himmel noch hellblau. Aber wo ich schon hier bin, werde ich ja wohl kurz ins Wasser hüpfen können. Wenn ich heimfahre, würde ich genau ins Unwetter hineingeraten. Nach zwei Minuten parke ich das Motorrad an der Strandpromenade und finde einen nahezu menschenleeren Kiesstrand vor. Wer nicht schon gegangen ist, packt gerade zusammen. Hmm.

Mein Strandtag war eher eine Strandminute

Naja, wenn schon, denn schon. Im Rekordtempo ziehe ich mich um und bekomme dabei die ersten kleinen Tropfen ab. Ich hüpfe ins türkisgraue Wasser, tauche zwei Mal unter und bin 30 Sekunden später wieder draußen. Nicht weil das Wasser so kalt ist, aber mittlerweile die ersten Blitze am Horizont zucken. Ich rubbel mich schnell mit dem Hightech-Handtuch aus Mikrofaserzeug ab, ziehe mich noch schneller an als aus, schütte den eben gekauften Eiskaffee herunter und gehe zurück zum Motorrad. Schnellster Strandbesuch ever. Gut, dass ich mich nicht eingecremt habe. Ich sehe ein, dass es die einzig sinnvolle Option ist, im Einkaufszentrum abzuwarten. Also fahre ich zurück, setze mich auf eine Bank und checke das Regenradar, das sich nicht nur in verschiedenen Blautönen präsentiert, sondern auch eine lila eingefärbte Fläche und gelbe Kreise unterschiedlicher Größe darstellt. Ich brauche keine Legende um zu sehen, dass sich da etwas zusammengebraut hat. Zum Glück scheint das Ganze ziemlich schnell abzuziehen. Da ich eh nichts anderes tun kann, lade ich nochmal ein paar Bilder hoch, lese Nachrichten und versuche mich sonstwie abzulenken. Nach einer halben Stunde stiefel ich zurück auf den Parkplatz und tatsächlich: Das Wetter hat sich beruhigt. Leider bleibt es zu ungemütlich, um noch einmal an den Strand zu fahren, also fahre ich über nassgeregnete Straßen heim, bleibe dabei aber trocken. Weil ich jetzt mehrere Töpfe und Herdplatten habe, koche ich mir zum Abendessen immerhin eine scharfe Zucchini-Tomatensauce zu meinen Nudeln.

Dank Regenradar bleibe ich auf der Heimfahrt trocken

Am nächsten Tag hat sich das Wetter leider nicht gebessert. Schon in der Früh regnet es, aber das wird ja vielleicht noch. Ich lese das letzte Buch fertig, höre zwischendurch immer wieder den Young in the 80s-Podcast und genieße nach wie vor die absolute Ruhe hier. Im Keller entdecke ich ein Titelblatt vom Forum, eine Freisinger Wochenzeitung. Diese Ausgabe ist von 2005, die große Schlagzeile lautet: „Im Kampf gegen Öl Capone„. Bei Spritpreisen von rund 1,30 Euro für Benzin und 1,13 Euro pro Liter Diesel reiße jedes Volltanken ein Loch in die Haushaltskasse, schreibt das Forum und verlost daher Tankgutscheine. Witzig.

Ein Tag für Stubenhocker

Da sich das Wetter mehrfach ändert, aber nicht wirklich verbessert, hake ich meinen ursprünglichen Plan nochmal ab. Schade, aber dann halt wann anders. Stattdessen packe ich meine Taschen, versuche alles ein wenig zu optimieren und stelle dabei fest, was nächstes Mal daheim bleiben kann:

  • Das rund zwei Kilo schwere Kettenschloss – hatte nirgendwo das Gefühl, es zu brauchen
  • Der Aufsatz für’s Windschild – benutzt, aber wirklich besser war das auf der Autobahn nicht. Da ich es günstig gebraucht bekommen habe, nicht schlimm
  • Zwei-Liter-Ersatzkanister – war immer leer und so immerhin kein Ballast, außerdem an einer Stelle, wo er keinen Platz weggenommen hat. Es gab aber immer mehr als genug Tankstellen
  • „Brotzeitbox“ bzw. Campinggeschirr – da ich barbarisch aus dem Topf gegessen habe, habe ich vom ganzen Set immer nur den Salz-/Gewürzstreuer und die kleine Falttasse benutzt.
  • Fernauslöser – es gab keine Gelegenheit, wo ich ihn vermisst habe. Fahrfotos konnte ich mithilfe des 20-Sekunden-Timers besser fotografieren, aber das Set lag halt noch in der Fototasche
  • Das aufblasbare Kissen – auf einem zusammengerollten Pulli habe ich besser geschlafen

Obwohl ich das Werkzeug auch nicht benutzt habe, zähle ich das logischerweise nicht dazu. Ich hätte außerdem noch gut auf zwei Shirts verzichten können. Abgesehen davon bin ich sehr zufrieden, denn wirklich viel Platz oder Gewicht habe ich mit der obigen Liste nicht verschwendet.

Was dagegen praktische Helferlein waren:

  • Das Stahlseil mit Zahlenschloss – perfekt, um Helm, Jacke oder auch die Gepäckrolle zu sichern
  • Extra-Spanngurte – machen sich immer bezahlt, ob als Wäscheleine oder um das Tarp aufzuspannen
  • Ein platzsparender, leichter Midlayer – auch im August gibt es genügend Situationen, wo ich froh drum war
  • USB-Adapter für die Bordsteckdose – so konnte ich das Handy, die kleine Kamera und die Akkus für die große Kamera während der Fahrt aufladen und war so ziemlich unabhängig vom Strom

Übrigens ist mir nochmal bewusst geworden, dass ich nie Geld wechseln musste. Eine Ausnahme war eine bosnische Mark, die ich für einen Einkaufswagen „ausgegeben“ habe. Die hatte ich aber (genauso wie ein paar kroatische Münzen) noch vom letzten Jahr übrig. Alles andere konnte ich mit Karte oder in Euro bezahlen. Ich würde es hier durchaus noch ein oder zwei Tage aushalten, das wird mir aber zu stressig bei der Rückfahrt. Morgen peile ich grob die Gegend zwischen Modena und Florenz an, auf dem Weg dahin gibt es einige schöne Straßen, die den heutigen Regentag kompensieren werden.

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