- Abschnitt: Freising – Stuttgart
- Strecke: 256 Kilometer
- Fahrzeit: 14:00 bis 18:00 Uhr
- Motto / Idee des Tages: Judgement Day.
- Lied des Tages: Far Caspian – Finding My Way Home
Wo soll ich anfangen? Die Rückfahrt ist nicht wirklich der Rede wert. Es hat schon bei der Abfahrt geregnet und so bin ich wenigstens regenfest eingepackt losgefahren. Auch meinen Rucksack konnte ich nun rundherum wasserdicht verpacken. So hat mir der Regen garnicht so viel ausgemacht, außer dass mein ursprünglicher Plan schnell abgehakt war. Eigentlich wollte ich über Dachau bis Sulzemoos fahren, dann erst auf die A8 und kurz nach Ulm wieder runter. Aber egal. Der Verkehr war zusätzlich ätzend, die 2,5 Staus bin ich aber meist einfach durchgefahren. Ich musste zwischendurch tanken und selbst hier war Stau. Manche denken natürlich keine zwei Meter weit und bleiben trotzdem an der Zapfsäule stehen, obwohl schon getankt und bezahlt ist. Aber vielleicht findet der Geldbörsenbeauftragte und Göttergatte sonst das Auto nicht mehr? Man weiß es nicht so genau, Hauptsache ich konnte irgendwann tanken. Danach werde ich noch kurz in einen Motorradfahrer-im-Regen-Smalltalk mit einem Wiener verstrickt. „Aber es ist sich eh noch ausgegangen.“ Dem habe ich nichts hinzuzufügen.

Alptraum Autobahnrasthof
Zwischendurch hört es auf zu regnen, zwischendurch fängt es wieder an, zwischendurch läuft es, dann ist wieder Stau. Die letzten Kilometer auf der Neuen Weinsteige und in Downtown Stuttgart passe ich noch mehr auf als sonst, da ich keine Lust auf einen unnötigen Unfall habe. Um kurz vor 6 bin ich wieder da, dort wo ich zuhause bin, aber nicht daheim. Ich packe schnell die Sachen vom Motorrad, werfe mich aus der Schale und bringe das Motorrad umparken gleich hinter mich. Meine Wohnung kommt mir ganz anders vor und ich brauche ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass nichts anders als vorher ist. Meine Sachen räume ich jetzt noch aus, und damit endet der Urlaub eben so unspektakulär und anstrengend wie immer. Man kann das vielleicht hinauszögern, aber nie ganz aufhalten. Das Gute ist, dass ich keinen Job mehr habe, vor dem es mir graust. Sondern einen, auf den ich mich auch wieder freuen kann.

21 Tage und 4324 Kilometer später
Fazit
Braucht eine Reise unbedingt ein Fazit? Wahrscheinlich nicht, ich möchte aber trotzdem ein paar Punkte erwähnen. Das Wichtigste war für mich sicherlich die erneute Erfahrung gemacht zu haben, alleine zu reisen. Das Gute daran: Man hat viel Zeit nachzudenken. Das Schlechte daran: Man hat viel Zeit nachzudenken. Viele Gedanken, die man so mit sich herumschleppt, können so zu einem Abschluss kommen, oder zumindest deutlich weiter gebracht werden als sonst. Alte Freundschaften, aktuelle, Situationen in der Arbeit oder wo auch immer, alles mögliche. Das also, was viele am Alleinereisen schätzen, konnte ich auch schätzen lernen. Zumindest manchmal. Für mich überwiegen aber leider die negativen Seiten und die Situationen, in denen ich mich nicht wohl gefühlt habe, es zu zweit aber getan hätte. Ich fühle mich trotzdem ein gutes Stück reifer, erfahrener, mündiger und qualifizierter. Klar hatte ich zu viel Kram dabei, aber ein Großteil ging eben Kamera und Laptop zurück. Und wenn ich eine Panne gehabt hätte, wäre ich deutlich besser aufgestellt gewesen als letztes Mal. Die Quintessenz für mich: Das nächste Mal einfach nur ein paar Tage wegfahren, vielleicht trotzdem nach Italien, aber ohne Laptop, Handy nur für den Notfall dabei haben, nur eine kleine Kamera. Kein Schreiben, kein Internet, nur ein paar Tage mit dem Moped unterwegs sein. Dann vielleicht auch nochmal alleine.
P.S. Ich hoffe natürlich trotzdem irgendwann nochmal durch den Balkan fahren zu können. Hab ja schließlich noch Straßenkarten dafür.
- TOP 5
- Telefon mit EU-Datenflatrate
- Midland Bluetooth Headset
- Textilkombi ohne Membran
- Europa
- G 650 Xchallenge, eh klar
- Nicht ganz so TOP 5
- Meine Faulheit das Stativ, die Fernbedienung und Spiegelreflexkamera zu benutzen
- Die gefühlt drei bis fünf Kilo Werkzeug, zum Glück nichts davon gebraucht
- Flasche für ~ 900 ml Reservesprit – nicht einmal benutzt (für Balkan gedacht)
- Maske am Museum in Delphi vergessen
- Telefon mit EU-Datenflatrate verleitet dazu, Surfgewohnheiten von daheim auch im Urlaub nicht bleiben zu lassen
- Gefahrene Kilometer
- Stuttgart bis Bari: 1960
- Patras bis Igoumenitsa: 1040
- Ancona bis Stuttgart: 1324
- Insgesamt: 4324
- Ich fand es eine nette Idee die Lieder zu notieren, die ich tagsüber im Kopf hatte, mehr oder weniger passend zum jeweiligen Reisetag. Ich habe daraus eine Playlist erstellt, die unter diesem Link abrufbar sein sollte. Hier und da habe ich mich natürlich auch bei Long Way Round und Long Way Down oder anderen Serien die ich mag bedient.
Ein letzter Punkt und eine letzte, kleine Bitte. Wer bis hierhin gelesen hat, wird das auch noch schaffen. Ich war mir während der Reise immer unsicherer, ob ich nicht einfach nur belangloses Zeug beschreibe und mich dafür wichtig nehme, wie ich von A nach B fahre, um irgendwann in C anzukommen. Ich schreibe das Reisetagebuch primär für mich und vielleicht auch für die, die mich persönlich kennen. Ich freue mich aber trotzdem über ehrliches Feedback, auch von denen, die meinen Blog eher zufällig entdeckt haben.
Ich liebe Deinen Blog und wäre traurig, solltest Du dich eines Tages dagegen entscheiden. Deine Art zu schreiben macht Laune, ihn zu lesen und lässt mich mal kichern, mal laut auflachen………. Umärmelung
ja da kann ich Sylvi nur zustimmen -wohl wissend dass Eltern da wohl nicht ganz unbefangen sind. dazu kommt dass ich viele deiner Gedanken sehr gut nachvollziehen kann: diese Situationen allein unterwegs, Selbstzweifel und Hundstage, Hochgefühle und Stolz, die emotionale Beziehung zum Motorrad, das Heimkommen…. Ich habs halt nie mitgeteilt, erkenne aber mich aber ein gutes Stück selber drin wieder. und ich hätte es nie so schön in Form bringen können.
Du musst das für Dich schreiben. Wenn’s andere schön/spannend/unterhaltsam finden…umso besser. ich find’s alles zusammen.
Servus Ferdi,
deine Schreibe mach mir Spaß, weil du deinen Zustands so ehrlich und aufrichtig mit Selbstzweifeln gespickt (die jeder kennt, der sich reflektiert) beschreibst. Lustiges und auch das unaufgeregte Erlebte wert findest in Worte zu fassen. Nicht aufhören! Rolo
Danke Rolo für die netten Worte, freut mich wenn es für daheimgebliebene unterhaltsam ist.
Hallo Ferdinand,
dein Blog habe ich durch Zufall gefunden und bin hängen geblieben.
Es war sehr schön zu lesen. Ich fühlte mich als wäre ich mit dir unterwegs gewesen.
Dazu kommt dass durch deine Vorbereitung und dein Fazit mir behilflich für meine Vorbereitung sein wird. Danke dir dafür und nicht damit aufhören, denn es ist einfach schön zu lesen…mit dir zu reisen, mit dir zu freuen oder zu zweifeln.
Herzliche Grüße
Hallo Metin, wow, vielen Dank für deine lobenden Worte. Das motiviert mich aufjedenfall, künftige Reisen auf ähnliche Art und Weise festzuhalten. Wo soll es denn bei dir hingehen? Gruß, Ferdinand
Hallo Ferdinand,
ich und mein Bruder wollen mit unseren Tiger 1200 in die Heimat, Türkei. Noch sind wir uns nicht sicher ob wir über den Balkan quer runterfahren oder doch eher über Italien und dann mit der Fähre nach Griechenland setzen.
Wenn man sich die aktuelle Situation anschaut will man nicht unbedingt durch so viele Staaten mit ihren einzelnen Verordnungen durchfahren. Aber wer weiß wie die Lage in den nächsten Monaten aussieht.
Ich freue mich weiterhin von dir zu lesen und mich/uns auf deinen Reisen mitzunehmen.
Sonnige Grüße
Das klingt nach einer schönen Reise, egal wie ihr euch entscheidet. Drücke euch die Daumen, dass es klappt!
Hallo Ferdinand,
schön und unterhaltsam, deine Berichte zu lesen. Natürlich auch informativ! Also bitte nicht bleiben lassen.
Für mich als neuer x Challenge-Eigner dann sowieso (glaube, das Gerät verpflichtet zu wilden Gegenden).
Grüße aus dem Schwäbischen Busch (75447)
Servus Florian, danke für den netten Kommentar und Glückwunsch zur XChallenge, ist ein super Moped, egal wohin man damit fährt 😉
Hallo Ferdinand,
bin gerade nach einer längeren Pause wieder bei Dir gelandet und – perfekt! Habe gerade einige „alte“ Berichte gelesen und genossen. Bin inzwischen bei einer DR 650 gelandet, die in Schuss gebracht werden will. Nicht so einfach für einen mit zwei linken Händen … Ist und bleibt ein toller Blog!
LG
Danke danke, freut mich sehr! Aber zu einer DR 650 (cooler Oldschool-Einzylinder!) sollte es doch mehr als genug Tutorials und Anleitungen geben, oder? Das hilft ja beim rantasten, auch mit zwei linken Händen. Man muss nur wissen, ab wann man doch lieber den Profi ranlässt… da sprech ich aus Erfahrung 🙂
Na ja, wollte eigentlich erst mal 10 Jahre nur fahren und dann mit dem Restaurieren beginnen! Daraus wird wohl nichts, muss aufpassen, dass sich die Sache nicht ins Gegenteil verkehrt … Gibt viel, da hast du recht, alles wäre gut, wenn ich etwas mehr Geduld hätte … 😉
PS: Der Tipp mit dem Profi aus deinem Mund erleichtert mir den nächsten Schritt vermutlich!