- Abschnitt: Strunkovice nad Blanicí – Freising
- Zeit: 09:30 bis 13:00 Uhr
- Tageskilometer: 237
- Kilometer insgesamt: 822

Ein zweigeteilter, aber kurzer Heimreisetag steht an. Ich bleibe noch eine gefühlte Stunde liegen, bevor ich mich aus dem engen Tunnelzelt biege. Hin und wieder überlege ich schon, ob ein größeres Zelt nicht eine sinnvolle Investition wäre. Aber das Packmaß fordert eben eine gewisse körperliche Flexibilität beim Ein- und Ausstieg. Ich zelebriere mein Frühstück (Bialetti-Kaffee und Schoko-Kekse) so gut es geht, aber an sich mag ich dieses „aus-dem-Koffer-leben“ sehr gerne. Auch wenn das in den ersten Tagen (die in diesem Kurzurlaub quasi schon gleichzeitig die letzten sind) immer etwas Chaos verlangt. Mein Physik-Dozent in Nürnberg sagte „Die Entropie nimmt immer zu“, auch im übertragenen Sinne. Zumindest bei Motorradreisen würde ich widersprechen: Hier sehe ich eher eine Gaußsche Glocke: Am Anfang ist alles ordentlich, dann nimmt das Chaos zu (die Spitze ist dann, wenn man im Supermarkt noch Sachen einkauft und sie in jede freie Ritze stopft), danach wird es immer sortierter und nach ein paar Tagen macht sogar das allabendliche Umräumen und Herumwühlen keinen Stress mehr.

Beim Zeltabbau lasse ich mir viel Zeit und rolle gegen halb 10 vom Hof. Alles, was mich gestern an den Straßen schon gelangweilt hat, scheint vergessen. Mit der beeindruckenden Kulisse des Böhmerwalds fahre ich durch das stellenweise gar nicht mal so wenig pittoreske Prachatice und später durch zwei amtliche Serpentinen. Aber die Lehre bleibt gültig, die fahrerischen Highlights sind und bleiben rar gesät.

Auf dem Weg Richtung Grenze kommt mir immer mehr bekannt vor, denn vor zwei Jahren bin ich von Süden her auf diese Straßen gestoßen. Das Garmin empfiehlt kurz vor der Grenze noch eine letzte kleine Nebenstraße als Alternative zur größeren Landstraße, was mir die letzte Gelegenheit bietet, nochmal ein Erinnerungsfoto zu machen. Denn meine Berichte und Fotos fallen ja schon fast traditionell deutlich ab, sobald sie den Heimreisetag beschreiben. Was aber meistens auch die Stimmung ganz gut trifft, und da ist dieser Tag keine Ausnahme.

Auf der anderen Seite der Grenze fahre ich die B 12, die ich seit einer Produktion für Ride sehr gut kenne (bzw. die Gegend links und rechts davon). Deshalb habe ich auch kein allzu schlechtes Gewissen, dass ich mir spare. Die Geschichte ist jetzt auch schon wieder ziemlich genau ein Jahr her. Über die 533 und Grafenau kommen meine Reifenflanken immerhin nochmal kurz in Berührung mit den Asphalt, bevor die A 92 sie weitgehend ignoriert. Das Positive: Ich merke nochmal, wie nah der Bayerische Wald (und damit auch Tschechien) eigentlich liegt. Und ich das vielleicht viel öfters ausnutzen sollte. Trotzdem bleibt nach diesen (in Summe ziemlich genau 48 Stunden) eine gewisse Ernüchterung zurück. Ich glaube, das nächste Mal muss ich wieder in den Süden fahren. Oder mal ins Erz- und Riesengebirge. Oder mir mehr Zeit nehmen. Oder, oder …
: ))) schickes Moped….hoffe der Umfaller hat die Aufkleber kleben lassen : ))
Ja, gab nur ein paar gar nicht mal so kleine Kratzer im Sturzbügel und Zylinderkopfhaubenschutz, stehen der GS aber ganz gut 🙂
Auch wenn es sich für Dich gefühlt nicht gelohnt hat, ist doch selbst so eine Tour was schönes. Und wenn man danach nur weiss, dass man das nächste Mal was anders machen möchte. Auch wenn es nur das Urquell zu tauschen ist. Aber trotz allem sehr toll geschrieben. Bleibt man richtig schön dran hängen.
Hi Mueschel, auch an der Stelle: Danke für das Lob. Lohnen tut sich’s ja eigentlich immer, außer vielleicht, wenn man nur im Dauerregen bei fünf Grad unterwegs ist, dann macht das irgendwann keinen Spaß mehr, auch nicht im Nachhinein…