Die drei X-Modelle sind ähnlich leicht zu warten wie ihre F-Vorgänger und G-Nachfolger. Einzig die wesentlich kürzere Bauzeit macht es mittlerweile schon etwas schwieriger, an Teile und Wissen zu kommen. Dieser Beitrag soll eine kleine Wissensdatenbank für alle 650X Fahrer und andere Interessierte sein. Vieles davon deckt sich mit den verlinkten Foren, die ihr unbedingt ebenfalls konsultieren solltet.
Wartung, Reparaturen und Umbauten aller Art
Obwohl die Motorräder schon lange nicht mehr gebaut werden, gibt es immer noch relativ lebhafte Diskussionen im Netz. Bei speziellen Problemen führt wohl kein Weg an einer Registrierung vorbei. Vorher sollte man allerdings etwas Zeit investieren und die Foren durchstöbern. Gerade auf den über 700 Seiten bei ADVRider gab es wohl schon für nahezu jedes Problem eine Lösung. Die ultimative Anlaufstelle stellt jedoch das kleine, aber feine G650X Forum dar:
- Das G650X Forum – Zentrale Anlaufstelle, deutsches Forum
- Häufig gestellte Fragen (G650X Forum)
- Übersicht der kritischen Punkte (G650X Forum)
- Der G650Xchallenge Thread, inkl. Linksammlung (ADVRider.com, Englisch)
- Matt Snook’s Seite zur G 650 X, viele Anleitungen (Englisch)
Bücher und DVD
Für die K15 Reihe (G650X) sind, soweit ich weiß, nie Bücher für Wartung und Reparatur erschienen. Und die Bücher für F und G 650 GS können lediglich für einen Ölwechsel oder motorenspezifische Probleme herangezogen werden. Das Handbuch umfasst leider nur einfache Arbeiten, ist aber immerhin mittlerweile auch als PDF im Netz verfügbar.
Für richtige Arbeiten bleibt (abgesehen von oben aufgeführten Links) eigentlich nur der Griff zur BMW Motorrad DVD („Reprom“ oder „RepRom“), die auf ungefähr 8 GB PDFs für fast alle modernen Modelle enthält. Diese wird von Zeit zu Zeit in Foren angeboten, bei BMW selbst wird sie oft nur für bestimmte Modelle angeboten. Auch hier bleibt eine Registrierung in einem Forum fast unerlässlich.
Sinnvolle Modifikationen
- Batterie: Serienmäßig ist immerhin keine Säure verspritzende Batterie verbaut. Eine leichtere LiPo-Batterie ist dennoch eine (teure) Option um ein etwa zwei Kilo Gewicht zu sparen.
- Schalthebel: Der OEM-Schalthebel ist Berichten nach sehr unnachgiebig und gibt die beim Sturz einwirkende Energie gerne an die Schaltwelle weiter. Es empfehlen sich daher Sollbruchstellen oder nachrüstbare (weichere) Stahl-Schalthebel. Hier passen die Schalthebel der F650GS bzw. G650GS, ich verwende den klappbaren Schalthebel von Touratech, den ich bereits an meiner GS verbaut hatte.
- Endschalldämpfer: Mehreren Besitzern nach können sich ohne Vorwarnung die Prallbleche im Endtopf lösen. Je nach Lage des losen Blechs kann ein krasser Leistungsverlust die Folge sein. Allzu viel Auswahl gibt es bei Nachrüstschalldämpfern nicht mehr. Außer LeoVince habe ich nur gebrauchte Angebote gesehen, beispielsweise von Sebring, SR oder Hattech. Meine G650X trug temporär den umgerüsteten Hattech-ESD, der zuvor an meiner G 650 GS Sertao verbaut war. Leider scheinen alle Nachrüsttöpfe lauter zu sein, was mir mittlerweile auch beim Hattech nicht mehr so gut gefällt. Daher fahre ich mittlerweile wieder den Serientopf. Offensichtlich tritt das beschriebene Problem aber nicht so flächendeckend auf, wie Foren manchmal suggerieren. Schau ma mal…
- Federbein und Gabel: Wenn das Luftfederbein nicht gefällt oder schlicht undicht ist, kann es auch heute noch gegen ein neues Federbein von Wilbers, Hyperpro, Touratech (Tractive) oder Öhlins ersetzt werden. Meins ist dicht und ich sehe auch sonst keinen Bedarf an herkömmlicher Federung. Für die so bereits ab Werk gefederten XMoto und XCountry gibt es natürlich ebenfalls hochpreisigen Ersatz. Auch die Gabelfedern werden ab und zu getauscht. Auch hier sehe ich (noch?) keinen Bedarf.
- Ergonomie: Lenker, Lenkererhöhung, Sitzbank, tiefere Fußrasten. Diese Teile sind noch relativ leicht zu bekommen, sollten sie benötigt werden. Ich bin mit der Ergonomie ab Werk jedenfalls zufrieden.
- Gepäckträger: Gibt es noch von Touratech, SW-Motech und AltRider (via Hattech), empfehlenswert wenn es mit der X auf Reisen geht.
- Alle anderen An- und Umbauten sind vor allem dem Einsatzzweck geschuldet. Hier sind kaum Grenzen gesetzt und jeder Fahrer muss abwägen, was er für nötig oder unnötig ansieht. Beliebte, mögliche Modifikationen umfassen außerdem:
- Anbau von Sturzbügeln
- Austausch Motorschutz (Touratech, Scheffelmeier)
- Änderung der Übersetzung
- Handprotektoren (siehe Who you gonna call? Barkbusters!)
- Umrüstung des 17 “ Supermoto-Räder
- Zusatztanks von Touratech (+16 l) oder HotRod Welding (+6,5 l)
Ersatzteile
Hier macht sich die kurze Bauzeit bemerkbar, denn vereinzelte Ersatzteile sind mit Stand 2018 nicht mehr verfügbar und werden voraussichtlich auch nicht mehr nachproduziert. Allerdings gibt es keinen Grund, die Motorräder zu schonen.
- Viele Teile können nach wie vor über BMW bestellt werden, ich bestelle diese gern im Ersatzteilkatalog bei BMW Leebmann.
- Spezifische Teile (z.B. Schwinge) können von ausgeschlachteten Motorrädern übernommen werden, gerade da viele Teile für alle drei Modelle passen. Auch in ebay gibt es vereinzelt Ersatzteile.
- Die Teile rund um den Antrieb entsprechen oft denen der F 650 bzw. G 650 GS Modelle, die wesentlich häufiger gebaut wurden. Doch nicht alle Teile sind einfach austauschbar. Im Zweifelsfall sollte der BMW Händler darüber Auskunft geben können. Teilweise unterschiedliche ETK-Nummern für eigentlich gleiche Teile machen das aber auch nicht einfach.
- Übliche Verschleissteile wie Luftfilter, Ölfilter (identisch zu denen der F 650), Ketten, Bremsbeläge etc. sind problemlos über viele Drittanbieter erhältlich. Eine Besonderheit sind die nicht mehr lieferbaren Ruckdämpfer. Ich habe deshalb, wie viele andere, Nathan in England kontaktiert, der sie dort herstellen lässt. Ich musste sie noch nicht wechseln, sie passen aber ohne Probleme.
Reifenauswahl
Dank der typischen Enduro-Dimensionen gibt es viele Bereifungsmöglichkeiten. Es gab sogar noch relativ viele Freigaben bzw. Unbedenklichkeitsbescheinigungen. Mit der Neuregelung ist das hinfällig und bietet noch mehr Auswahl.
Bekannte Problemstellen
- Lockere Schrauben, Luftdruck, Ölstand, Scheuerstellen… das Übliche
- Schalthebel – siehe oben
- Genug Abstand zwischen Krümmer und Kühlerschlauch
- Wie bei allen Rotax 650er Modellen: Wasserpumpe kann ausfallen
- Entlüftungsschlauch vom Öltank zum Zylinderkopf kann porös werden – Austausch
- Luftfederbein kann nach längerer Standzeit so viel Luft verlieren, dass das Motorrad zusammensackt und umkippt (mir noch nicht passiert)
- Scheuerstelle am Luftfederbein im Auge behalten (nur Xchallenge, es gab einen Austausch-Spritzschutz mit deutlich sichtbarer Beule)
- Ölstand korrekt messen und nicht überfüllen
- (Alu)-Heckrahmen nicht überladen, Gewicht möglichst gut verteilen
- Kupplungsrutschen – Austausch des Kupplungsdeckels gegen spätere Loncin-Kupplungsdeckel empfohlen (spätere XCountry Baujahre oder G 650 GS), alternativ Modifikation des Deckels (siehe G650X-Forum)
- Prallbleche im Original-Auspuff können sich ohne Vorankündigung lösen und den Auspuff „verstopfen“ (siehe oben) – Austausch gegen anderen Endschalldämpfer
G 650 Rallye – Umbauten

Touratech Rallye-Trim für die G 650 Xchallenge
Neben dem hier gezeigten Rallye-Kit von Touratech, das nur noch gebraucht zu erwerben ist, gab es viele kleinere Custom-Kits. Diese Umbauten sind zum Teil sehr gut im ADV-Rider dokumentiert.
- Umbau der relativ bekannten G 650 Xchallenge von Walter Colebatch (Sibirsky Extreme)
- Hotrod Welding – auch bekannt durch den XTank
Obwohl er noch lange zu kaufen war, ist der 16 Liter Tank bei Touratech mittlerweile aus dem Angebot geflogen.