Logbuch # 4 / 2025

Dauerauftrag Boxer-Service

HP2 die Erste: Als eine der letzten „sollte-man-langsam-mal-wieder-gemacht-haben“-Aktionen war der Keilrippenriemen der HP2 fällig. Auch bekannt als Generator- oder LiMa-Riemen. So oder so verlangt der Austausch selbst in der an vielen Stellen pragmatisch veranlagten Reparaturanleitung aus dem Bucheli-Verlag nach einem BMW-Spezialwerkzeug, für das man sich ungefähr zehn Riemen kaufen könnte. In Youtube gab es noch eine Reihe weiterer Lösungsvorschläge für Sparfüchse, die aber zum Teil unnötig kompliziert sind. Durch dieses Video ermutigt habe ich mich nun relativ spontan an diese Arbeit gemacht. Wollte ich eigentlich mit dem Ventilspiel prüfen verbinden, aber egal – die Hauptzündkerzen waren routiniert entfernt, ich musste nichtmal die Kunststoff-Schützer entfernen. Auch an dieser Stelle hat mal jemand vor weit über 20 Jahren mitgedacht! Nicht einmal den verlegten Ölkühler musste ich entfernen, um an die Schrauben des Deckels ranzukommen. Mit einem Gabelrollschlüssel (eine Schlüsselweite 36 hatte ich nicht vorrätig) war das eine unkomplizierte Sache.

Einfacher geht’s wohl kaum. Materialschonender ist das BMW-Spezialwerkzeug auch nicht

HP2 die Zweite: Mit DOT 2014 waren die auf dem Straßenradsatz aufgezogenen Bridgestone weit über ihren Zenit hinaus. Ich habe sie daher kürzlich gegen Bridgestone T33 tauschen lassen – das ist ein Sporttouringreifen, der für mich als (in diesem Sub-Segment) Laien sportlich genug aussieht und definitiv auch bei Kälte und Nässe sorgenfrei zu fahren sein sollte. Bei der Gelegenheit habe ich meine Drei-Punkt-Sicherung nochmal verfeinert. Was man ohne Hauptständer nicht für Klimmzüge machen muss… (wenn beide Räder gleichzeitig demontiert werden müssen, würde ich mich auch nicht nur darauf verlassen). Damit fehlt der HP2 nur noch der erneute Ventilspiel-Check. Und vielleicht schaffe ich es ja sogar nochmal eine Runde zu fahren, bevor die Straßen allzu eklig werden.

Man könnte meinen, mir ist schon mal ein Motorrad in der Garage umgefallen

R 1200 GS die Erste: Die GS kam dieses Jahr nur hin und wieder als Nutzfahrzeug zum Einsatz. Zum Beispiel, um ein Paket zur Post zu bringen oder zur Apotheke zu fahren. Bei der letzten Fahrt in die Redaktion konnte ich immerhin mal wieder ein paar Kilometer der Autobahn entkommen, einen aufkommenden Stau über eine Abkürzung zwischen Maisfeldern umfahren und entdeckte einen Mini-Pass bei Geislingen. Die Rückfahrt sieben Tage später war weniger spektakulär und ist bis auf den defekten linken Heizgriff nicht der Rede wert. Auf dem Hinweg funktionierte er noch, daher schloss ich ein loses Kabel schnell aus. Vor dem Bestellen schraubte ich sicherheitshalber nochmal die Rückseite der Schaltereinheit auf, aber da konnte ich nichts entdecken. Mit wenigen Klicks hatte ich das vermeintlich richtige Ersatzteil (mit Versand 87 Euro) herausgesucht.

Der alte Griff hat wohl ganz schön gelitten

Das An- und Abschrauben war zwar komplexer als ich dachte, aber da der komplette Griff getauscht wurde, auch eine saubere Sache. Warum da manche Leute die Griffe aufschneiden und die Heizdrähte abzwirbeln, verstehe ich also nicht wirklich. So war es eine Sache von vielleicht 20 Minuten, die so simpel war, dass ich eine Reparaturanleitung nicht gebraucht hätte, selbst wenn es eine auf der BMW-DVD gegeben hätte. Vielleicht gibt der rechte Griff ja auch bald den Geist auf, dann hätte ich zumindest einen Vorwand, den nun viel sichtbarer abgegrabbelten Gasgriff zu tauschen.

Der Griff ist nicht nur am Lenker verschraubt, sondern auch in der Schaltereinheit

R 1200 GS die Zweite: Bei der GS stand der Getriebeölwechsel auch schon etwas länger an, selbst wenn ich die Wechselintervalle da teilweise etwas entspannter sehe. Wie immer dachte ich, dass ich es dieses Mal ohne Sauerrei hinbekomme. Bei der einigermaßen schlecht zu erreichenden Ablassschraube des Getriebes habe ich dieses Mal für die letzten Umdrehungen einen Maulschlüssel benutzt und den Trichter sehr nah positioniert. Da sollte eigentlich nix schief gehen bzw. laufen. Was ich wieder vergessen habe: Dass der kleine Trichter so schnell überläuft, dass ich ihn mir im Prinzip auch sparen hätte können. Das hier besonders wohlriechende Altöl verteilte sich wieder auf dem Krümmer, dem Motorschutz und, na klar, auch auf dem Garagenboden. Aber immerhin: So konnte ich mich endlich mal von der Leistungsfähigkeit eines Ölfleckenentferners aus dem Baumarkt überzeugen. Nicht, weil mir mein Garagenboden wichtig ist, aber ich wollte nicht ständig über Getriebeöl rollen. Ganz abgesehen von der Duftnote… Hat dann nochmal ein paar Tage länger gedauert, bis auch dieser Geruch aus der Garage gezogen ist, aber jetzt ist alles wieder gut. Beim nächsten Mal passiert mir das aber bestimmt nicht mehr. Oder?

Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis wurde zwei Sekunden später erläutert

Zwischen all diesen Ereignissen war auch das Getriebeöl des Endantriebs fällig. Hier besteht vor allem beim Einfüllen Einsaupotenzial, zum Beispiel, wenn man einfach den Rüssel der Ölflasche nutzt (kann man machen, ist aber sch…). Ich habe über die Jahre schon so einiges ausprobiert, zuletzt ein Ölkännchen mit einer Metallspitze. Allerdings bekommt man das nicht komplett entleert, was mir erst während der Einfüllprozedur kam. Dieses Mal habe ich mir einen Messbecher mit Metallspitze aus dem Baumarkt besorgt und auf die eingefüllte Menge geachtet. Es hat etwas Geduld gekostet, aber das vollkommen verlustfreie Einfüllen von 180 Millilitern war es wert. Die von vielen verwendete Spritze aus dem Sanitärbedarf (oder war es aus Sanitätshäusern? Hmm…) probiere ich mal wann anders aus.

Low-Budget-Tipp mit integrierter Skala!

Und wenn man schon mal dabei ist und die Prozedur von der HP2 kennt, kann man sich ja auch nochmal die Kreuzgelenke anschauen! Da sind durchaus ein paar kritische Schrauben zu lösen, aber mit genügend Zeit war das eine einfache Sache. Ich hätte mir, wie erhofft, keine Sorgen machen müssen. Abgesehen von etwas Flugrost sah die Welle super aus – kein Vergleich zu den Horrorbildern, die im Internet kursieren und rostige Kardanwellen der wassergekühlten GS zeigen. Mit etwas Optimoly TA (streng nach Vorschrift) auf der Welle und etwas Staburags an den Faltenbälgen fädelte ich die Mechanik wieder ein und schraubte alles wieder zusammen. Ich glaube, dass ich mir das zumindest beim nächsten Ölwechsel sparen werde.

Ganz okay für 50 000 Kilometer, denke ich – so sah es aus, bevor ich irgendwas gemacht habe

Sehnsucht nach der 650 GS (!?)

Der Winter kommt mit großen Schritten auf uns zu, mein kilometerreiches (ungefähr 9000) Motorradjahr geht zu Ende. Damit beginnt traditionell die Zeit, in der ich mich besonders intensiv mit Motorrädern beschäftige, die ich nicht brauche, aber gern hätte. Nur, dass dieses Jahr etwas besonders komisches passiert ist. Ich habe nach F 650 GS Dakar und G 650 GS Sertão gesucht. Und festgestellt, dass das Preisniveau niedriger ist, als 2014. Aber im Prinzip liegen die technisch quasi identischen Motorräder preislich so nah zusammen wie damals. Ob die alten F jetzt überteuert sind oder die G günstig rausgehauen werden? Keine Ahnung, aber allein, dass ich mich so tief in die Recherche gestürzt habe (und immer noch ab und zu bei Kleinanzeigen und Mobile.de nachschaue) irritiert mich. Denn nachdem ich meine Sertão 2017 verkauft habe, habe ich ihr keine Träne nachgeweint, obwohl sie mein erstes Motorrad war und ich mich über Wochen auf sie gefreut habe, jedes Video (vor allem dieses bei Youtube mittlerweile fast verschüttete) und jeden Artikel verschlungen habe. Wahnsinn. Als einzigen Auslöser konnte ich die Royal Enfield Himalayan 450 identifizieren, mit der ich auf einer Dienstreise war. In Tirol und im Trentino. Nebenbei entdeckte ich die herbe Schönheit vom Umbrail, Stelvio und Gavia, die wir stellenweise ganz für uns hatten.

Die Himalayan funktioniert auch in den Alpen gut

Das gutmütige Wesen, ein nicht allzu krawalliger Einzylinder und das durchaus tourentaugliche Ornat mit Scheibe und Gepäckträger erinnerte mich mit jedem Meter mehr an meine R 13. Wenn ich von jetzt auf gleich alle Motorräder verkaufen müsste, wäre sie wohl die vernünftigste (und unfassbar günstigte) Lösung, um alles Straße, Gelände und Reisen quasi verlustfrei abzudecken. Trotzdem: Das habe ich nicht vor und ich würde sie mir wohl eher aus Nostalgiegründen kaufen. Vielleicht bin ich langsam schon alt genug, um Sehnsucht nach meinem ersten Motorrad und den damit verbundenen Erfahrungen zu entwickeln…

Zurück zum Anfang? Nein, ein Platz in der virtuellen Garage muss reichen

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